Köln : Bachem, 1990
Der ehemalige Auxiliarsoldat Friannius, der sich jetzt bei Mogontiacum niedergelassen hat, kehrt zum Hof seiner Familie im Ubierland zurück, um sich sein Erbteil auszahlen zu lassen. Er findet seinen Bruder Freiatto kränkelnd vor. Freiattos jüngster Sohn, der vierzehnjährige Haldavo, fühlt sich nicht zum Bauern berufen und möchte deshalb auch nicht mit Friannius weggehen.
Haldavo ist sofort einverstanden, als der Händler Iustus aus der Colonia Agrippinensium ihn auf Vorschlag von Friannius zu sich nehmen will. Haldavo wird im Haus von Iustus am Hafen der CCAA aufgenommen und macht sich schnell mit der ungewohnten Stadt vertraut. Er freundet sich mit Iustus' rechter Hand Segimerus an sowie mit Arvania, mit der Iustus zusammenlebt. Als Iustus sein Geschäft umstellen will, soll Haldavo Geschäftsführer eines neuen Ladens werden. Dazu muß er jedoch Lesen und Schreiben lernen und soll Privatunterricht beim Grammaticus Exomnius erhalten. Dabei stellt er sich recht geschickt an und lernt auch einiges über Geschichte und Mythologie. Nach etwa einem Jahr soll der Laden beim Forum dann eingerichtet werden.
Haldavo sucht zwei Gehilfen für den Laden aus. Bei der Eröffnung ist Iustus nicht in Colonia, sondern besucht Verwandte in Lugdunum. Die Geschäfte beginnen gut, weil Haldavo Sonderangebote macht. Der Anwalt Gabrio, ein Freund von Iustus, rät ihm jedoch davon ab, um sich nicht den Ärger der anderen Händler zuzuziehen. Haldavo beginnt eine heimliche Liebesaffäre mit Arvania, bis Iustus todkrank von der Reise zurückkommt. Er regelt sein Erbe: Haldavo und Segimerus sollen für Iustus' in Lugdunum verheiratete Tochter Lollia die Geschäfte führen. Als Iustus wenig später stirbt, kommen zum feierlichen Leichenbegängnis auch Haldavos Vater und der reiche Händler Reburrinius.
Lollia kommt zu Besuch und ist mit der Regelung ihres verstorbenen Vaters vollauf einverstanden. Haldavos Stellung in der Firma wird immer bedeutender, zumal Segimerus kränklich wird. Reburrinius lädt Haldavo zu sich ein und macht ihm ein Angebot, in Zukunft geschäftlich zu kooperieren. Nach dem Tod von Segimerus ist Haldavo allein verantwortlich und tritt in nähere Beziehungen zu Reburrinius, zu dessen kränkelnder Tochter Reburrinia er eine gewisse Zuneigung empfindet. Auf Vermittlung von Reburrinius nimmt Haldavo Geschäftsbeziehungen mit dem Beneficiarier Macarius Macco auf und befördert Material für den Straßenbau.
Um sich weniger auf die Alltagsgeschäfte konzentrieren zu müssen, stellt Haldavo den in Schwierigkeiten geratenen Händler Sunicius als Verwalter ein, und um noch mehr Geschäfte mit der römischen Verwaltung zu machen, gibt er zwei Flußschiffe in Auftrag. Als Haldavo mitbekommt, daß Macco Spielschulden hat, bietet er sich an, sie zu übernehmen, wenn Macco ihm im Gegenzug mehr Fahrten berechnet, als Haldavo tatsächlich macht. Reburrinius ermuntert Haldavo, sich um öffentliche Ämter zu bewerben, wenn er das erforderliche Alter und Vermögen erlangt hat. Haldavos Zuneigung zu Reburrinia wächst und wird erwidert. So faßt er den Plan, sie zu heiraten. Ihre Eltern sind nicht grundsätzlich dagegen, haben aber Bedenken wegen ihrer Krankheit. Immerhin soll es zunächst eine Verlobung geben.
Haldavo lädt seine Eltern zur Verlobungsfeier ein, die in heiterer Atmosphäre verläuft; doch Gabrio macht Haldavo gegenüber eine dunkle Andeutung. Am nächsten Tag beschuldigt Gabrio auch Macco, ohne ihm zunächst konkretere Vorwürfe zu machen als seine Spielschulden. Macco wendet sich an Haldavo, der versucht, über Attonius, einen Angestellten Gabrios, Einblick in dessen Absichten zu erlangen. Er erfährt, daß Gabrio mit Aurelius Melior, einem Centurio aus der Verwaltung des Statthalters, in Beziehung steht und derzeit die cura viarum übernommen hat. Außerdem hat Gabrio um Reburrinias Hand angehalten. Überraschend erscheint Gabrio bei Haldavo und präsentiert ihm alte Schuldscheine, die angeblich von Iustus stammen. Er verlangt die Rückzahlung der Summe von 40.000 Sesterzen binnen acht Tagen, was Haldavo ruinieren würde.
Haldavo kann nicht glauben, daß Iustus so große Schulden hinterlassen hat, und versucht zusammen mit Attonius, der heimlich für ihn spioniert, Gabrios Plan zu durchkreuzen. Er sucht Melior im Praetorium auf, der als Zeuge auf den Schuldscheinen genannt ist. Der Centurio ist freundlich, bestätigt aber, einige Schuldscheine des Iustus unterzeichnet zu haben. Haldavo sucht Gabrio in dessen prachtvoll-protzigem Haus auf, um noch einmal die Schuldscheine einzusehen; alle sind von Melior unterzeichnet. Weil die Unterschriften ganz gleich sind, die Schuldscheine aber über mehrere Jahre verteilt sein sollen, vermutlich Haldavo, daß sie gefälscht sind. Er trifft sich noch einmal mit Melior, der andeutet, daß Gabrio in seiner Funktion als curator viarum krumme Geschäfte macht. Am nächsten Morgen findet man Gabrio tot im Hafenbecken. Haldavo überlegt, wer ihn umgebracht haben könnte (Macco, Attonius, Melior?) und aus welchem Grund.
Haldavo heiratet Reburrinia, die aber im Kindbett stirbt, und hat seinen Aufstieg endgültig erreicht.
Es ist kein Wunder, daß Stövers Köln-Roman wohl nur in den Buchhandlungen dieser Stadt verkauft beziehungsweise nach wenigen Jahren mit einer Preisermäßigung auf weniger als ein Drittel verramscht wurde, obwohl die Auflage nur 4.000 Exemplare betrug. Die Untugenden der C.V.T-Romane sind hier mit den Schwächen von Report aus der Römerzeit kombiniert; das Ergebnis ist über weite Züge läppisch bis ungenießbar.
Dabei stört gar nicht einmal so sehr, daß die Grundtendenz positiv ist wie immer bei Stöver - dies ist schließlich eine freie Entscheidung des Autors. Auch an die unhistorische Schilderung gesellschaftlicher Verhältnisse und Verhaltensweisen hat sich der regelmäßige Stöver-Leser gewöhnt. Das Grundproblem ist vielmehr, daß Stöver hier Schwierigkeiten mit seinem strukturierenden Handlungselement hat. Während die C.V.T.-Romane immerhin von ihrer Krimihandlung vorangetrieben wurden und Quintus geht nach Rom seine antiquarischen Belehrungen durch die Perspektive der Hauptfigur wenigstens halbwegs rechtfertigen konnte, muß Stöver die Handlung hier über das Motiv von Haldavos Ehrgeiz und Aufstieg entwickeln. Das scheitert einfach daran, daß es ihm nicht gelingt, die Persönlichkeit Haldavos überzeugend zu zeichnen. Obwohl durchweg aus dessen Perspektive erzählt wird und der Leser ständig über Haldavos Gedanken und Empfindungen informiert ist, bleibt die Hauptfigur ein reines Papierkonstrukt und wächst dem Leser nicht ans Herz, sondern bleibt ihm durchweg gleichgültig.
Nur am Schluß wird es etwas besser, wenn Haldavo (dessen Schritt zu den betrügerischen Geschäften mit Macco recht überraschend kommt) sich gegen Gabrios Intrige zur Wehr zu setzen versucht. Aber auch hier zeigt sich Stövers schriftstellerische Unfertigkeit, und am Schluß ist der Leser vollkommen perplex, weil ein "sicarius ex machina" Gabrio umgebracht hat und der genaue Hintergrund von dessen Machenschaften ebenso unklar bleibt wie der Mörder selbst. An dieser Stelle macht Stöver freilich klar (ähnlich wie im 10. Band der C.V.T.-Reihe), daß er eine Fortsetzungsgeschichte geplant hatte. Doch nach dem Mißerfolg dieses Buches dürfte der Bachem-Verlag (der von Heide Hubers ebenfalls im römischen Köln spielenden Jugend-Krimi immerhin zwei Auflagen drucken konnte) von solchen Wagnissen Abstand genommen haben.
Die Handlung ist eingebunden in die Familiengeschichte von Report aus der Römerzeit (siehe separate Rezension). Das zweite Kapitel jenes Buches taucht mit großen wörtlichen Übereinstimmungen am Anfang des Haldavo wieder auf; geschildert wird jeweils ein Besuch des Friannius auf dem Hof seiner Familie, wobei beim späteren Besuch auf den früheren angespielt wird. Der Aufstieg des Haldavo ist in einem Zwischentext im Report kurz erwähnt (S. 89), mit einer leicht abweichenden Chronologie der Handlung. Danach habe Haldavo sein Vermögen mit Geschäften während des 2. Dacerkriegs Traians gemacht, also nach dem Ende dieses Romans.
Sprachlich ist das Buch ein echter Stöver, über den nicht mehr viel gesagt werden muß. Die historischen und archäologischen Einzelheiten (für die wie im Report Michael Gechter eine Mitverantwortung übernommen hat) sind größtenteils korrekt; auf eine Einzelkontrolle wurde diesmal verzichtet (allerdings sollen zwei Lateinschnitzer auf S. 169 und 226 erwähnt werden; an der letztgenannten Stelle behauptet Haldavo von sich, römischer Bürger zu sein, was er nach der sonstigen Darstellung nicht ist und laut Report, S. 89, erst Jahre später wird).