New York : Avon, 1991; Neuausg. New York : St. Martin's Minotaur, 2001
Dt. Übers. u. d. T.: Die Catilina-Verschwörung : ein Krimi aus dem alten Rom. - München : Goldmann, 1993.
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Der Quaestor Decius Caecilius Metellus gehört zu den Zuschauern des Triumphzugs, den der aus dem Osten zurückgekehrte Lucullus nach jahrelangem Warten endlich feiern kann. Er überwacht anschließend die Einlagerung von Beute und Feldzeichen im Aerarium Saturni und geht dann zum Bankett, das der Triumphator gibt. Dort trifft er unter anderem seinen Vater, die beiden Consuln Cicero und Antonius Hybrida, Catilina, Marcus Antonius und Clodius.
An einem Tag im Herbst kommt Metellus zufällig dazu, als auf der Straße eine Leiche gefunden wird, die des Ritters Manius Oppius. Im Saturntempel stößt Metellus dann auf ein geheimes Waffenlager. Er fragt seinen Freund Milo um Rat, der es für wahrscheinlich hält, daß unzufriedene Elemente in Rom einen Umsturz planen. Metellus geht zu einem Empfang des ägyptischen Botschafters, wo er Sempronia, die Frau des Decimus Brutus trifft, ferner den Dichter Catull und den Bankier Rabirius Postumus, einen Geschäftspartner des ermordeten Oppius.
Am nächsten Morgen erfährt Metellus von einem zweiten Mord. Das Opfer ist der Bauunternehmer Sextus Calenus, den zwei Männer bei der Rückkehr von einem Gastmahl erstochen haben; ein Motiv ist nicht erkennbar. Von seinem Verwandten, dem Praetor Metellus Celer, läßt sich Decius Metellus die Erlaubnis für weitere Ermittlungen in den beiden Fällen geben.
Metellus nimmt an einem Gastmahl bei Fulvia teil, der Geliebten des Quintus Curius, den er im Verdacht hat, mit dem Waffenlager und den Morden etwas zu tun zu haben. Es erscheint auch Catilina mit seiner Stieftochter Aurelia.
Weitere Morde an reichen Equites geschehen. Metellus nimmt Ermittlungen im Circus Maximus auf, wo einer der Toten gefunden wurde. Er trifft dort Crassus, erneut Aurelia und einen gallischen Wagenlenker. Nach einem Gespräch mit seinem Vater über die Verhältnisse in Gallien bitten ihn die Bewohner der Subura, ihren Stadtteil beim Fest des "Oktoberpferdes" zu vertreten; für die Via Sacra tritt Metellus' Intimfeind Clodius an.
Auf einem Empfang bei Catilina lernt Metellus die gerade in Rom weilenden parthischen Gesandten kennen. Dann kommt das Fest des "Oktoberpferdes", bei dem Metellus und Clodius sich beim Wettreiten einen erbitterten Kampf liefern; Metellus gewinnt. Gemäß dem Brauch wird sein Pferd geopfert. Der Schädel des Tieres ist Gegenstand eines Wettkampfes zwischen Via Sacra und Subura; Metellus gelingt es, trotz starken Widerstandes von Clodius und dessen Leuten, den Kopf in die Subura zu bringen. Er selbst wird dabei verletzt und muß auf der Tiberinsel vom Arzt Asklepiodes versorgt werden.
Am Abend besucht er ein Gastmahl bei Catilina, der vor einer Schar unzufriedener junger Leute seine Umsturzpläne erläutert. Metellus vermutet, daß die Verschwörung Hinterleute hat; Catilina gibt dies auch zu und nennt verschiedene, eher unwahrscheinliche Namen, nur auffälligerweise den des Crassus nicht. Anschließend erlebt Metellus noch eine Liebesnacht mit Aurelia.
Um das Vertrauen der Verschwörer zu erlangen, die von ihm wie von jedem von ihnen einen Beweis seiner ernsten Absichten erlangen wollen, plant Metellus, die Ermordung des Arztes Asklepiodes vorzutäuschen (die anderen hatten ihre jeweiligen Gläubiger beseitigt). Er unterrichtet Cicero (der schon einiges wußte) von der Verschwörung; gleiches tut Fabius Sanga, der als Patron der Allobroger berichtet, wie sich Catilina an sie herangemacht hat.
Asklepiodes inszeniert seinen scheinbaren Tod und kann damit sogar Metellus selbst täuschen. Bei einem großen Familientreffen der Caecilii kann Metellus den vor der Stadt auf seinen Triumph wartenden Metellus Creticus von der Verschwörung unterrichten und spricht auch mit dem designierten Volkstribunen Metellus Nepos, der für Pompeius eintritt.
Catilina will jetzt den Aufstand ausbrechen lassen. Metellus bringt Aurelia während ihrer letzten gemeinsamen Nacht dazu, zu gestehen, daß sie beim Mord im Circus Maximus dabei war, dem einzigen, der keinen Geldverleiher getroffen hat; das Opfer hatte zufällig von der Verschwörung erfahren und mußte deshalb sterben. Cicero nimmt den Kampf mit Catilina auf; dessen Mitverschwörer werden gefangengenommen und auf Ciceros Drängen hingerichtet.
Catilina hat in Picenum eine Streitmacht zusammengestellt, gegen die der Praetor Caecilius Metellus und der Consul Antonius Hybrida zu Felde ziehen. Decius Metellus ist zugegen, als Catilina in der Schlacht bei Pistoria fällt.
Kurz nacheinander haben zwei amerikanische Autoren eine Darstellung der berühmten catilinarischen Verschwörung in Form eines historischen Kriminalromans vorgelegt. Während Steven Saylor, Catilina's Riddle (1993), eine revisionistische Ehrenrettung Catilinas versucht (siehe getrennten Text), hält sich Roberts eher an die konventionelle Deutung. Dabei geht die Krimihandlung ziemlich unter; als Kriminalroman kann man das Werk eigentlich nicht bezeichnen, denn Metellus' Bemühungen zur Aufklärung der Morde werden bald überlagert von der (nicht sehr verwickelten) Aufdeckung der Verschwörung. Daß die Morde auf das Konto der Verschwörer gehen, ist eine so platte Idee, daß man eigentlich noch eine überraschende Wendung am Schluß erwartet, aber dort kommt nur seitenlang eine banalisierende Sallust-Paraphrase. Ich fand den Roman in keiner Phase sonderlich spannend, zumal das ohnehin schleppende Erzähltempo noch durch seitenlange antiquarische Beschreibungen aufgehalten wird (siehe unten). Metellus bewegt sich von einem abendlichen Gelage zum nächsten; das mag nicht einmal ganz unrealistisch sein, aber es interessiert nach einiger Zeit auch nicht mehr. Die Handlung des ersten Romans der Reihe war jedenfalls ungleich verwickelter.
Man merkt dem Roman an, daß Roberts ohne Zweifel umfangreiche Recherchen angestellt hat, und in den meisten Fällen sind seine Informationen durchaus zutreffend. Vom historischen Standpunkt aus wirkt dieser Band positiver als der erste. Die Gelehrsamkeit wird teilweise arg penetrant ausgebreitet, so z. B. der fast zwei Seiten lange Exkurs über die Parther (S. 128-129) oder die noch längere Beschreibung des Circus Maximus. Zumindest teilweise kann man diese Informationen aus der Erzählsituation erklären: der greise Metellus will zur Zeit des Augustus seinen Lesern erklären, was sich seit der Zeit seiner Jugend alles geändert hat; aber ein wenig künstlich wirkt diese Vorgehensweise schon.
Hinzuweisen ist darauf, daß Roberts' Ich-Erzähler "Decius Caecilius Metellus" ebenso wie dessen gleichnamiger Vater, der zum Zeitpunkt der Erzählung bereits Consular sein soll, eine fiktive Gestalt ist (bei denen S. 212 als Großvater und Urgroßvater genannten Lucii dürften L. Caecilius Metellus Calvus, cos. 142, und sein Sohn L. Caecilius Metellus Delmaticus, cos. 119, gemeint sein; für letzteren ist aber kein Sohn belegt, sondern nur eine Tochter). Die anderen Caecilii Metelli, die im Roman auftreten, sind dagegen historisch belegt. Man sollte auch betonen, daß "Decius" kein römisches Praenomen ist (was dem Autor durchaus bekannt ist, vgl. S. 203); Roberts verwendet es nicht nur für seine fiktiven Meteller, sondern anstelle des korrekten Decimus auch für D. Brutus (S. 190). Wie andere Romanautoren benutzt auch er mitunter bekannte Namen für fiktive Personen; so heißt ein Funktionär der "Roten" Helvidius Priscus.
Ohne allzu kleinlich erscheinen zu wollen, muß ich feststellen, daß auch dieser Roman, auf jeden Fall in seiner deutschen Fassung, einige sachliche Versehen aufzuweisen hat, die bei der ansonsten ausgebreiteten antiquarischen Gelehrsamkeit besonders störend auffallen.
Bereits die beiden Karten am Anfang wären in mehreren Punkten zu korrigieren: auf der Karte des Imperium fehlt die Provinz Africa, Hispania ulterior ist nicht bezeichnet, und Gallia cisalpina reicht zu weit nach Norden; der Stadtplan Roms ist falsch genordet und hätte zumindest ein Stückchen vom Tiber zeigen sollen; außerdem fehlen einige für die Handlung wichtige Orte wie das Forum Boarium.
Weitere Fehler und Ungenauigkeiten sollen in Stichworten abgehandelt werden.
Fehler in Verfassungs- und politischen Fragen:
Fehler in religiösen Dingen:
Fehler im Militärischen:
Weiteres:
Auf den Übersetzer gehen wohl Anachronismen wie "Belegschaft" (S. 49) zurück; bei ihm hausen Sklaven in "Baracken", wo wohl Kasernen gemeint sind (S. 114). Bei anderen ist nicht klar, ob sie schon im Original vorlagen ("Esplanade", S. 111; "Zentimeter", S. 112; "Loggia" und "Mäzen", S. 116; "zentralistische Monarchie" der Parther, S. 128; "Galionsfiguren", S. 134; "Villa" für ein Stadthaus, S. 220-221).
Grobe Lateinfehler tauchen, anders als im ersten Band, nicht auf. Doch sollte man "Omen" nicht als Plural verwenden (S. 160, 173). Druckfehler sind mir auch nicht aufgefallen, aber einmal bezeichnet sich der Ich-Erzähler als "Praetor" statt als Quaestor (S. 231).
Deutlich positiver als meiner ist der Eindruck von Fred Mench, Classical world 86 (1992/93), 77:
"As before, Roberts details Roman society and history, explained clearly and with sufficient motivation or used as unobtrusive background. Narrating the story during the Principate, Metellus can reasonably explain to his readers how things were 60 years or so before. Again, Roberts' historical research (Cicero and Sallust) seems good [...] Many things that readers will asume to be anachronisms are just unusual or strikingly modern-seeming. This is more political thriller than mystery."