Steven Saylor

Catilina's riddle

New York : St. Martin's Press, 1993
New York : Ivy, 1994

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Inhalt

Part 1: "Nemo"

1. Gordianus ist seit einem Jahr Besitzer eines Landguts in Etrurien, das ihm sein verstorbener Gönner Lucius Claudius vererbt hat; dessen Verwandte auf den umliegenden Gütern können (bis auf Lucius' Cousine Claudia) nur schwer verwinden, daß nicht sie die Erben waren. Auf dem Land hat Gordianus etwas Heimweh nach Rom.

2. Gordianus erhält Besuch von Marcus Caelius, der ihn im Namen des Consuls Cicero auffordert, im Interesse des Staates den berüchtigten Catilina bei sich zu beherbergen, was Gordianus zunächst strikt ablehnt.

3. Seinem (Adoptiv-)Sohn Meto, der das Gespräch mit Caelius belauscht hat, erklärt Gordianus, warum er mit dem politischen System in Rom nicht zufrieden ist, und erläutert dies an der Schmutzkampagne, die Cicero im letzten Wahlkampf gegen Catilina führte.

4. Caelius läßt nicht locker und kann Gordianus fast dazu bringen, seiner Bitte nachzukommen, sich an der Überwachung Catilinas zu beteiligen, der sich in diesem Jahr wieder an den Consulwahlen beteiligt.

5. Ohne sein Ziel endgültig erreicht zu haben, reist Caelius ab und hinterläßt Gordianus ein Rätsel, das von Catilina stammt: ein Kopf ohne Körper und ein Körper ohne Kopf. Gordianus befragt seinen Koch Congrio und dessen Helfer, die er an Claudia ausgeliehen hat, darüber, was seine claudischen Nachbarn von ihm denken - nichts Positives, wie sich herausstellt.

6. Das geerntete Heu wird von einer Krankheit bedroht, und Gordianus vermutet, daß sein Verwalter Aratus durch seine Nachlässigkeit daran nicht ganz unschuldig ist.

Eines Tages kommt Gordianus' sechsjährige Tochter Diana aufgeregt zu ihm und berichtet, daß sie einen kopflosen Toten gefunden hat.

7. Die Leiche liegt im Stall. Gordianus untersucht sie mit Meto, kann den Toten aber nicht identifizieren und nennt ihn deshalb "Nemo". Er begräbt ihn, ohne daß seine Sklaven (mit Ausnahme von Aratus) dies mitbekommen, und schreibt seinem älteren Sohn Eco in Rom; er soll Caelius das vereinbarte Kennwort ("ein Körper ohne Kopf"!) dafür überbringen, daß Gordianus bereit ist, Catilina aufzunehmen.

Part 2: "Candidatus"

8. Eco kommt aus Rom, und Gordianus ist froh, ihm die Vorfälle zu erzählen. Ihm bleibt nichts anderes übrig als abzuwarten, während Eco ihm rät, mit seiner Familie nach Rom zu ziehen.

9. Gordianus plant, eine Wassermühle zu bauen. Da der Fluß zugleich die Grenze zum Gut des Publius Claudius ist, will er diesen über seine Pläne informieren. Publius macht wie sein Gut einen ziemlich herabgekommenen Eindruck und zeigt sich wenig kooperativ. Als Gordianus auf sein Land zurückkehrt, treffen zwei Besucher ein - Catilina und sein Begleiter Tongilius.

10. Catilina erzählt Meto, wie er vor einigen Jahren verdächtigt wurde, eine Affaire mit einer vestalischen Jungfrau zu haben, und wie Gordianus und Cicero ihm damals halfen. Gordianus und Catilina belauern sich ein wenig, weil beide nicht wissen, wie aufrichtig der andere ist.

11. Am Morgen sind Catilina und Tongilius zunächst verschwunden. Nach ihrer Rückkehr berichtet Catilina, daß er ein altes Bergwerk auf dem Gebiet von Gordianus' Nachbarn Gnaeus Claudius besichtigen will. Gordianus und Meto begleiten ihn und werden von Forfex, Gnaeus' Ziegenhirten, auf einen halb zugewachsenen Weg geführt.

12. Der Weg führt zum Stollen des Bergwerks, das Catilina, Gordianus und ihre Begleiter betreten. Innen finden sie einen riesigen Berg von Schädeln getöteter Sklaven (schon außen lagen viele Skelette). In Panik flüchtet Forfex aus dem Stollen und verletzt sich an einem Felsvorsprung. Die anderen bringen ihn zu Gnaeus Claudius, der ungehalten über die Eindringlinge ist. Catilina kann ihn aber beruhigen, als er ihm in Aussicht stellt, das Bergwerk für einen Freund zu kaufen.

13. Catilina und Gordianus erholen sich im Bad und unterhalten sich über Catilinas schlechten Ruf. Der Betroffene streitet die meisten Vergehen ab, die seine politischen Gegner ihm vorwerfen. Als Catilina gegangen ist, bemerkt Gordianus, daß Meto sie belauscht hat.

14. Am nächsten Morgen reisen Catilina und Tongilius ab. Obwohl sie nach Norden wollen, beobachten Gordianus und Meto, wie sie einen alten Pfad suchen, der zum Bergwerk führt und den Forfex erwähnt hat. Sie werden von Claudia überrascht, die berichtet, daß ihr Cousin Gnaeus sie aufgesucht und ihr von seinem Verdacht berichtet hat, daß Gordianus auf seinem Land spioniert hat. Claudia sieht Catilina und Tongilius, aber erst, als sie wieder auf der Straße sind.

15. Zur Feier von Metos Volljährigkeit reist Gordianus mit seiner Familie nach Rom. Er wollte eigentlich am Tag nach den Consulwahlen eintreffen, aber die Wahlen sind verschoben. Eco nimmt seinen Vater in dessen altem Haus auf dem Esquilin auf. In der Nacht vor der Feier hat Meto einen Alptraum, in dem er sich an seine Sklavenzeit erinnert.

16. Am nächsten Morgen geht die ganze Familie ins Bad, wo Meto seine erste Rasur bekommt. Anschließend zieht er die Männertoga an.

17. Auf dem Empfang für Metos Gäste erscheint auch Messalla Rufus, der als Augur die Auspizien einholen will. Er kandidiert für das Amt eines Praetors und hat sich politisch von Cicero getrennt. Auch Claudia ist da und hat ihren Cousin Manius mitgebracht, einen weiteren Nachbarn von Gordianus. Er verachtet Gordianus und seine Familie aber weiterhin als Emporkömmlinge. Da ofensichtlich wird, daß er das Buffet geplündert hat, wird sein Abgang etwas peinlich für ihn.

18. Auch Mummius erscheint, jetzt Offizier des Pompeius, und Caelius, der weiterhin behauptet, nur zum Schein für Catilina, in Wirklichkeit aber für Cicero zu arbeiten.

19. Auf dem Weg über das Forum zu Metos Zeremonie hört Gordianus Diskussionen über aktuelle politische Probleme wie eine neue Sitzordnung im Theater und das von Cicero verhinderte Agrargesetz des Rullus. Beim Aufstieg zum Capitol treffen er und seine Begleiter zuerst auf Caesar und Crassus (der sich noch gut daran erinnert, daß Meto einst sein Sklave war), dann auf die Consuln.

20. Rufus erhält ein sehr gutes Omen: ein Adler fliegt herbei und läßt sich direkt vor ihm nieder. Für Meto und Gordianus hat er noch eine besondere Überraschung: er nimmt sie mit in die Senatssitzung, in der gerade über eine weitere Verschiebung der Consulwahlen debattiert wird; sie werden auf den folgenden Tag angesetzt. Catilina erwähnt dabei gegenüber Cicero wieder das Rätsel der beiden Körper und macht klar, daß der Körper ohne Kopf die Republik ist, der nicht der körperlose Kopf (der Senat), sondern nur er - Catilina - helfen könne.

21. Am Abend beklagt sich Meto bei seinem Vater, daß er ihn immer noch wie ein Kind behandle, z. B. in der Angelegenheit der kopflosen Leiche. Er möchte am nächsten Tag die Wahlen sehen, und Gordianus geht mit ihm aufs Marsfeld. Gegen Gordianus' Absicht nehmen die beiden an der Wahl teil (Gordianus stimmt für "Nemo"). Catilina unterliegt wie schon im Jahr zuvor, was bei seiner zahlreichen Anhängerschaft große Mißstimmung hervorruft.

22. Am Abend erscheint Cicero bei Gordianus und versucht, ihn von der Gefährlichkeit Catilinas zu überzeugen.

23. Nach einigen Tagen kehrt Gordianus mit seiner Familie auf das Gut zurück, wo Aratus ihm berichtet, daß das Wasser im Brunnen verdorben ist, vermutlich durch einen Tierkadaver. Gordianus steigt selbst in den Schacht (weil er es nicht Meto tun lassen will) und entdeckt eine menschliche Leiche ohne Kopf.

Part 3. "Conundrum"

24. Gordianus läßt den Leichnam bergen und befragt die Sklaven; der alte Clementus meint, einige Tage zuvor in der Nacht etwas gehört zu haben. Meto glaubt, den Toten identifizieren zu können: es sei Forfex, kenntlich an einem Muttermal an der Hand.

25. Mit seinem Sohn sucht Gordianus auf dem alten Weg das Land von Gnaeus Claudius auf. Sie befragen einen von dessen Hirten, der eingeschüchtert berichtet, daß sein Herr einige Tage zuvor Forfex getötet hat. Er wurde am Wasserfall unterhalb des Bergwerks bestattet, doch seine Leiche ist verschwunden.

26. Gordianus entschließt sich, Quintus der Tat zu beschuldigen, doch der streitet rundheraus ab.

Da der Fluß immer weniger Wasser führt und der Brunnen nach wie vor vergiftet ist, sind Probleme mit der Wasserversorgung zu befürchten. Der alte Clementus stirbt überraschend.

27. Die Wassermühle funktioniert nicht. Zu Dianas siebtem Geburtstag kommt Eco aus Rom. Er arbeitet inzwischen ebenfalls im Auftrag von Caelius und Cicero und soll die Verschwörung ausspionieren, die Catilina anzettelt.

28. Gordianus, der von der Tätigkeit seines Sohnes nicht begeistert ist, läßt sich berichten, wer an der Verschwörung beteiligt ist.

29. Das Leben auf dem Gut geht ohne besondere Vorkommnisse weiter. Eines Tages erscheint wieder Catilina mit Tongilius. Er gibt Gordianus sofort einen guten Ratschlag, wie die Wassermühle zum Laufen zu bringen ist.

30. Catilina und Gordianus treffen sich im Bad; danach gehen sie auf Catilinas Vorschlag nackt spazieren und unterhalten sich vor allem über sexuelle Beziehungen.

31. Als Gordianus Claudia die funktionierende Wassermühle zeigt, kommt Eco und berichtet von Unruhen in Rom; Cicero hat sich durch den Staatsnotstand ermächtigen lassen, gegen Catilina und dessen Anhänger vorzugehen.

32. Im November, als es in Strömen regnet, erscheinen Bewaffnete bei Gordianus, Leibwächter Ciceros, die verlangen, Catilina auszuliefern. Sie haben ihn und neun Gefährten verfolgt, nachdem Cicero ihn zur Flucht aus Rom gezwungen hat. In der Nähe von Gordianus' Hof sind sie plötzlich verschwunden. Die Verfolger müssen unverrichteter Dinge abziehen, aber Gordianus und Meto wissen, wo Catilina und seine Leute sich verbergen, beim Bergwerk auf dem Land von Gnaeus Claudius. Sie steigen, beladen mit Verpflegung und Decken, den Berg hinauf.

33. Oben werden sie mit Speerwürfen empfangen, bis Catilina sie erkennt, der sich im Bergwerk versteckt hält, nachdem Cicero ihn mit wüsten Anschuldigungen (falschen, wie Catilina beteuert) aus der Stadt getrieben hat.

34. Am nächsten Morgen verlassen Catilina und seine Gefährten ihr Versteck und reisen weiter. Gordianus bekommt einen Brief von Eco aus Rom, der ihm berichtet, wie Cicero nicht müde wird, Catilina als Verschwörer und Unmenschen zu verteufeln.

Part 4: "Nunquam"

35. Anfang Dezember reist Gordianus mit seiner Familie nach Rom. Schon vor der Stadt hören sie von der neuesten Entwicklung in der Catilina-Affaire: angeblich hat man Vertraute Catilinas festgenommen, als sie gerade mit Gesandten der gallischen Allobroger Rom verlassen wollten, um Unruhen in ganz Italien zu schüren. Dies führt auch Cicero in einer pathetischen Rede vor dem Volk aus, die Gordianus auf dem Forum anhört. Gordianus hält es inzwischen wie Catilina selbst für möglich, daß die Verschwörung in erster Linie eine Konstruktion Ciceros ist.

36. Meto streitet sich mit Eco darüber, ob die Anschuldigungen Ciceros auf Wahrheit beruhen. Der Consul setzt in einer Senatsdebatte, an der sich Caesar und Cato beteiligen, durch, daß fünf der festgenommenen Catilinarier hingerichtet werden.

37. Mitten im Winter reist Meto zu Eco nach Rom. Gordianus bekommt überraschenden Besuch von Gnaeus Claudius, der ihm das Gut abkaufen will. Gordianus lehnt ab und erhält am nächsten Tag einen Brief Ecos, der verwundert berichtet, daß nur der Meto begleitende Sklave angekommen ist; Meto selbst sei auf dem Weg umgekehrt. Gordianus vermutet, daß er zum Heer gegangen ist, das Catilina im Norden aufgestellt hat. Als er ihm sofort nachreisen will, findet Diana erneut eine kopflose, nackte Leiche.

38. Gordianus erreicht das Lager Catilinas, das von den Truppen des Consuls Antonius fast eingeschlossen ist. Bei Catilina ist tatsächlich Meto, der es für seine Bestimmung hält, für ihn in den Kampf zu ziehen; Catilinas Feldzeichen ist ein alter Adler des Marius, was Meto an das Omen auf dem Capitol erinnert. Gordianus nimmt schließlich an seiner Seite am Kampf teil. Er wird von einen Speerwurf getroffen.

39. Nach einem Traum, in dem ihm ein Minotaurus erscheint und auf die Lösung des Rätsels der kopflosen Leichen bringt, erwacht Gordianus im Zelt des Rufus, der das Heer des Antonius als Augur begleitet hat. Auch Meto ist am Leben, wenn auch durch eine Wunde im Gesicht für immer gezeichnet; er hat Gordianus in der Schlacht gerettet. Rufus verschafft den beiden, die die einzigen Überlebenden des Heeres der Aufständischen sind, Straffreiheit, und sie verlassen das Lager, in dem der Kopf Catilinas auf einer Stange ausgestellt ist.

40. Als Gordianus und Meto das Gut erreichen, finden sie Bethesda und Eco in höchster Sorge, weil Diana seit dem Vortag verschwunden ist. Meto stürzt sich auf Congrio, der auch gesteht. Mit Eco, Meto und einigen kräftigen Sklaven sucht Gordianus das Gut von Claudia auf und versucht, sie dazu zu bringen, zu gestehen, wo Diana ist. Claudia streitet alles ab, aber Gordianus hat eine Vermutung. Er reitet mit Meto zum Bergwerk, wo Diana tatsächlich ist, wohlbehalten und nicht einmal allzu verängstigt.

41. Gordianus entschließt sich, mit Claudia unter vier Augen über die Angelegenheit zu sprechen. Sie war mit Congrio im Bunde, seit er ihr von Gordianus ausgeliehen wurde. Zuerst deponierte er den Körper ihres eigenen, gestorbenen Koches auf dem Gut, dann den von Forfex, schließlich den eines ihrer Sklaven, an dem sie ein für Gordianus bestimmtes Gift ausprobiert hatte. Gordianus macht ihr ein Angebot: er läßt die Sache nicht publik werden, und sie bekommt sogar das Gut, das sie immer wollte, im Tausch gegen das Haus in Rom, das Publius Claudius ihr hinterlassen hat. Claudia geht auf den Handel ein.

42. In seinem neuen Haus auf dem Palatin erhält Gordianus Besuch von zwei Nachbarn, Cicero und Caelius. Cicero bittet ihn um eine Niederschrift der Ansprache, die Catilina vor der Entscheidungsschlacht gehalten hat.

Epilog

Vier Jahre nach den Ereignissen gibt Gordianus zwei Briefe wieder, die er an Meto geschrieben hat, der unter Caesar in Gallien dient. Der erste vom April [58] berichtet, wie Cicero von Clodius ins Exil getrieben und sein Haus auf dem Palatin in Brand gesteckt wurde. Der zweite Brief aus dem Sommer desselben Jahres schildert, wie Gordianus an seinem ehemaligen Gut vorbeikam und erfuhr, daß es jetzt Manius Claudius gehört; Claudia ist ein Jahr zuvor plötzlich gestorben, und der neue Herr hat Congrio die Freiheit gegeben ...

Bewertung

Als erstes sollte zu diesem Roman bemerkt werden, daß er gut lesbar ist, vor allem zu Anfang; die zweite Hälfte schleppt sich aus bestimmten Gründen etwas dahin (siehe unten). Als besonders positiv verdient die Darstellung von Landwirtschaft und Bergbau hervorgehoben zu werden, die sonst im historischen Roman recht selten vorkommen.

Die Krimihandlung ist nur ein Nebenaspekt; mitunter steht sie kurz davor, ganz unterzugehen. Wie sich gegen Schluß herausstellt, hat sie mit der eigentlichen Handlung auch nichts zu tun, ungeachtet der Koinzidenz der kopflosen Leichen. Dies sind allerdings Freiheiten, die man dem Autor zugestehen sollte.

Komplizierter wird es bei der Rekonstruktion der politischen Ereignisse des Jahres 63 v. Chr., die den eigentlichen Kern des Romans ausmachen. Saylor führt im Nachwort selbst aus, daß die Quellen kein eindeutiges Urteil über Catilina und dessen Absichten zulassen, und er führt im Text mit Recht die pathetischen Übertreibungen von Ciceros publizierten Reden an, die tatsächlich Raum für manchen Zweifel lassen. Problematisch ist dabei aber, daß Saylor Gordianus bei allen mitunter geäußerten Bedenken die Angelegenheit so darstellen läßt, als ob es zumindest möglich gewesen wäre, daß Catilina sich als die große Hoffnung zur Rettung der römischen Republik hätte herausstellen können. Dies ist einfach Unsinn und zu sehr aus der modernen Perspektive eines Gegensatzes von Reformpolitik und Konservativismus gedacht. Die Passagen des Buches, in denen diese revisionistische Absicht am deutlichsten wird, sind zugleich die langweiligsten. Dazu kommen vor allem im letzten Abschnitt zahlreiche wörtliche Zitate aus Cicero und Sallust. Das Kapitel 36 besteht zum großen Teil aus Excerpten der 3. catilinarischen Rede Ciceros, im Kapitel davor gibt es Zitate aus der 2., ferner aus Sallust (Rede Catos und Schlachtansprache Catilinas; daß Saylor deren Überlieferung auf Gordianus zurückgehen läßt, ist freilich ein recht witziger Einfall). In einem modernen historischen Roman sollten solche Zitatblöcke eigentlich nicht mehr vorkommen.

Saylor führt im Nachwort als das Buch, das ihn zu seinem Roman angeregt habe und das er als "my favorite book-length reconstruction" (sc. der Ereignisse um Catilina) bezeichnet, Lester Hutchinsons The conspiracy of Catiline (New York: Barnes & Noble, 1967) an. Nun ist dies nicht unbedingt ein wissenschaftliches Werk,[[1]] und auch der Verweis auf das obskure The education of Julius Caesar eines gewissen Arthur D. Kahn (New York, 1986), der sich schon bei Roman Blood findet, befremdet.[[2]] Saylors Absicht, in seinen historischen Kriminalromanen zugleich herkömmliche Ansichten über die Geschichte der späten Republik in Frage zu stellen, ist auch deshalb zum Scheitern verurteilt, weil er sich mit der Materie nicht so intensiv befassen konnte wie ein Fachhistoriker, was an einigen Einzelheiten deutlich wird, die auch in diesem Band anachronistisch oder falsch sind.

So erinnert das Fest anläßlich der "toga party" Metos etwas zu sehr an moderne Stehempfänge; beim tirocinium fori fehlt die Eintragung in die Tribus-Listen im Tabularium, der rechtlich bedeutsamste Teil der Zeremonie!

Saylor/Gordianus spricht ständig von "Patriziern", denen er in der Regel "Neue Männer" wie Cicero gegenüberstellt. Dabei ist die Existenz der plebeischen Nobilität völlig unterschlagen, der z. B. so bedeutende Familien wir die Caecilii Metelli, die Licinii, die Calpurnii und die Porcii angehörten, so daß man annehmen muß, daß sich hinter Saylors "patricians" tatsächlich alle nobiles, auch die plebeischen, verbergen.

Die Schilderung des Wahlvorgangs ist in einigen Punkten fiktiv. Saylor erweckt den Eindruck, als ob jeder Bürger bei den Consulwahlen nur eine Stimme gehabt habe. Tatsächlich konnte man aber wohl für so viele Kandidaten Stimmen abgeben, wie gleichzeitig Ämter zu besetzen waren, bei den Consularcomitien also zwei.

Anachronistische Ausdrücke wie "gambit" oder "charade" (beide 189) werfen einmal mehr das kaum lösbare Problem auf, wie authentisch man bei colloquialen Wendungen in einem historischen Roman sein kann und sollte.

"Conundrum" ist im Gegensatz zu den anderen Abschnittstiteln kein lateinisches Wort, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht. Ein "second-rate playwright" namens Bolitho (361) läßt sich nicht nachweisen.

Der gerade bei Amerikanern offenbar unvermeidliche Fehler "Catalina" ist auch hier anzutreffen (104, 168); die Schuld liegt natürlich nicht beim Autor, sondern beim Verlag, der seine Sache immerhin insgesamt besser gemacht hat als der der deutschen Saylor-Ausgaben.

Weitere Meinungen

Vgl. die Rezension von Danny Yee (danny@cs.su.oz.au), erhältlich über: http://www.anatomy.su.oz.au/danny/book-reviews/index.html.

Anmerkungen

1. Vgl. die Rezension von G. W. Bowersock, Classical world 61 (1967/68), 50, mit dem lapidaren Fazit: "Not a good book." (zurück)

2. Das Buch ist nicht in der umfassenden altertumswissenschaftlichen Bibliographie L'année philologique verzeichnet. Es handelt sich um eine Darstellung von Caesars Leben als Kampf gegen die von Cicero geführten Reaktionäre, die in anachronistischer Weise mit Kommunistenjägern vom Schlage eines McCarthy gleichgesetzt werden, während der idealisierte Caesar für jede seiner Taten auf Entschuldigung rechnen darf. (zurück)