Henry Treece

Legions of the eagle

London : Bodley Head, 1954; Harmondsworth : Puffin Books, 1965 (und öfter)

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Inhalt

Teil 1 - 43 n. Chr.

1. "Ein Messer für einen Hasen"

Der junge Gwydion ist Sohn eines Stammesführers der in Britannien siedelnden Belgae. Er ist mit dem silurischen Sklaven Math befreundet, der verzweifelt ist, weil er versehentlich ein religiöses Tabu übertreten und einen Hasen getötet hat. Gwydion will zur Sühne seinen Hund opfern, nimmt dann aber doch nur sein Jagdmesser.

2. "Wird es Krieg geben?"

Auf dem Hof von Gwydions Vater herrscht Aufregung, und der Streitwagen wird bereitgemacht. Die Jungen fragen sich, ob es Krieg geben wird. In der Nacht schleicht sich Gwydion in das nahe Camulodunum, wo die Führer der Belgae versammelt sind; sein Vater und der Stammesfürst Caratacus rufen zum Widerstand gegen die Römer auf, die tatsächlich gelandet sind. Gwydion wird ertappt, als er die Stadt wieder verlassen will, darf aber nach Hause zurückkehren.

3. "Der Mann unter den Bäumen"

Auf dem Weg trifft Gwydion eine unheimliche Erscheinung, einen mit einem Bogen bewaffneten und seltsam gekleideten Mann.

4. "Der Tod schaut in den Graben"

Am nächsten Morgen bereiten die Belgae sich auf den Kampf vor, und Gwydions Vater schickt seine Familie fort. Gwydion streift mit Math vor der Abfahrt noch einmal über die Hügel. Die beiden müssen sich vor römischen Legionären verbergen und bleiben deshalb zurück.

5. "Ha! Bei den Trompeten!"

Sie beobachten die Schlacht zwischen Kelten und Römern, unter denen auch skythische Reiter sind, von denen Gwydion einen in der Nacht gesehen hat. Die keltischen Streitwagen greifen an, werden aber zurückgeschlagen; Gwydions Vater fällt.

6. "Die Tiere des Verderbens"

Der geschockte Gwydion läuft auf das Schlachtfeld, gerade als die Römer Kriegselephanten einsetzen. Er bekommt einen Schlag ab und wird bewußtlos.

7. "Der gute Centurio"

Gwydion kommt in einem Zelt wieder zu sich, gefesselt wie die anderen Gefangenen dort, unter ihnen auch Math. Ein Centurio fordert die Kelten auf, ihre Niederlage und die Überlegenheit Roms zu akzeptieren. Gwydion gibt sich trotzig, muß aber mitkommen, als der Soldat ihn später abholt und zu einem Offizier bringt, der früher als Gesandter in Camulodunum war. Er will Gwydion davor bewahren, als Sklave verkauft zu werden, und schickt ihn zum Sohn des Centurio Gracchus nach Lugdunum. Math kann nicht mitkommen, aber der Centurio arrangiert es, daß er entkommen kann.

Teil 2

1. "Der Kampf am Fluß"

Gaius, der Sohn des Gracchus, steht Gwydion bei, als dieser bei seiner Ankunft in Lugdunum von einigen Jungen bedrängt wird, und die beiden werden Freunde.

2. "Der Tod kennt keine Freunde"

Die nächste Zeit in Lugdunum ist für die beiden Jungen sehr schön; sie endet, als Gaius’ Tante, bei der sie gelebt haben, an einer Seuche stirbt und das römische Militär die Vormundschaft für Gaius übernimmt; Gwydion könnte jetzt doch als Sklave verkauft werden.

3. "Durch die Tore und über die Hügel"

Die beiden Jungen fliehen heimlich aus Lugdunum und machen sich auf den Weg nach Britannien.

4. "Bei den Veneti"

Im Winter erreichen sie die Küste bei den Veneti und werden von einer alten Frau aufgenommen, die ihre Überfahrt nach Britannien arrangieren kann, da ihr Schwiegersohn Gryf als Schmuggler diese Strecke befährt.

5. "Tod allen Römern"

Gryfs Boot ist sehr klein und von rauhen Gesellen bemannt, die die beiden Jungen am liebsten in die Sklaverei verkaufen würden, doch Gryf kann dies verhindern. Ein römisches Wachboot, das die Fracht kontrollieren will, wird versenkt, und Gryf bringt die Jungen an Land. Sie finden einen sterbenden keltischen Krieger, der von einer großen Schlacht erzählt.

6. "Nach den Kampf"

Gwydion und Gaius kommen zum grausigen Schlachtfeld von Mai Dun, wo einige Leute die Toten ausplündern. Gaius findet seinen verwundeten Vater.

7. "Die Bienenkorbhütte"

Die beiden Jungen bringen Gracchus zu einer Hütte, deren Bewohner sie gastfreundlich aufnimmt, auch als er erfährt, daß zwei von ihnen Römer sind.

Teil 3

1. "Wer wagt es, Kräuter zu sammeln?"

Gracchus erholt sich allmählich; Gwydion überlegt, nach Westen zu gehen, wohin sich Caratacus geflüchtet hat, bei dem seine Mutter und Math sein sollten.

2. "Ein junger Krieger zu Pferd"

Überraschend erscheint Math als Anführer einer Schar silurischer Reiter. Er nimmt Gwydion und die beiden Römer mit zu Caratacus.

3. "Piraten auf dem Fluß"

Gwydion findet seinen Freund sehr verändert. Die Atmosphäre in Caratacus’ Festung, wo die früher verfeindeten Belgae und Silurer zusammenleben, ist einschüchternd, und Gwydion, der versucht hat, für seine römischen Freunde einzutreten, will Caratacus nur widerwillig den Treueeid schwören, doch kommt es wegen eines Piratenüberfalls nicht dazu.

4. "Math wird zum Schweigen gebracht"

Gwydion trifft seine Mutter wieder, die ihm dabei hilft, seinen römischen Freunden zur Flucht zu verhelfen. Sie rät ihm, mit ihnen zu fliehen, weil Caratacus’ Herrschaft nicht andauern kann. Als Math sich ihm in den Weg stellt, muß Gwydion ihn niederschlagen. Jetzt schließt sich auch seine Mutter der Flucht an.

Teil 4

1. "Die Höhle auf dem Hügel"

Die vier werden verfolgt, können bei einer Flußüberquerung aber einen Vorsprung erzielen und sich in einer Höhle verbergen. Doch die Silurer nehmen ihre Fährte auf, und die Verfolgungsjagd geht weiter.

2. "Ihr seid festgenommen"

Als die vier fast eingeholt sind, stoßen sie auf einen römischen Trupp, vor dem die Silurer flüchten. Die Flüchtlinge werden zum römischen Kommandanten gebracht.

3. Römische Gerechtigkeit

Dieser ist niemand anders als der Offizier, der sich nach der Schlacht bei Camulodunum um Gwydion gekümmert hat. Er entläßt den Centurio Gracchus ehrenvoll aus dem Dienst; er soll sich auch um Gwydion und seine Mutter kümmern (die aber zu ihren Verwandten, den Atrebaten in Gallien, ziehen will).

4. Math kommt wieder

Math erscheint vor dem römischen Lager, aber Gwydion und Gaius wollen nicht mit ihm sprechen, und er zieht betrübt wieder ab.

Epilog - 51 n. Chr.: Die Brücke bei Lugdunum

Einige Jahre später bewirtschaftet Gwydion das Gut bei Lugdunum, während Gaius Offizier geworden ist. Beide sind mit ihrem Schicksal ganz zufrieden. Sie treffen auf eine Schar Kelten, die in den Dienst Roms getreten sind.

Bewertung

Der kurze Jugendroman ist laut Aussage des Autors in seiner Einführung geschrieben worden, um zu zeigen "that it doesn’t matter what colour your hair is, or what language you speak. The important thing is - what sort of person are you?" So lobenswert diese Moral auch ist, muß man doch konstatieren, daß Treece zumindest aus heutiger Sicht hinter seinem Ziel zurückbleibt. Denn seine Gestalten sind doch in großem Maße Stereotypen, die ihrem jeweiligen Volk entsprechen, und eben nicht eigenständige Persönlichkeiten.

Positiv ist, daß Treece zeigt, wie sich die scheinbar einheitlich keltische Bevölkerung Britanniens vor der römischen Eroberung schon aus verschiedenen Volksgruppen zusammensetzte, aber hier findet sich bereits eine deutliche Teilung in eher positiv und eher negativ geschilderte Ethnien, bei letzteren vor allem die Silurer ("a beaten people" in den Worten von Gwydions Mutter, S. 139), die von Math verkörpert werden. Allerdings erscheinen die Belgae unter Caratacus nach ihrer ersten Niederlage auch sehr verändert.

Demgegenüber ist Rom insgesamt durchweg positiv als Zivilisationsbringer geschildert, mit einer mitunter geradezu imperialen Ideologie, die eigentlich 50 oder 80 Jahre früher zu erwarten gewesen wäre. Negative Aspekte der römischen Herrschaft kommen nur am Rande vor, und am Schluß steht die Schilderung des römisch-keltischen Zusammenlebens (mitsamt der Vision eines zukünftigen aus Britannien kommenden Herrschers), wie sie sich ähnlich auch in der ungefähr gleichzeitig entstandenen Aquila-Trilogie von Rosemary Sutcliff findet.

Wenn die bisherigen Bemerkungen vielleicht etwas zu negativ klingen, soll ausdrücklich betont werden, daß das Buch in einem sehr humanen Ton geschrieben ist. Gwydion braucht zwar lang, um sein Gefühl der Überlegenheit als Sohn eines belgischen Edlen abzulegen (immer wieder verletzt er Math durch seine Bemerkungen, ohne es zu wollen), macht dann aber doch eine Wandlung durch, nicht zuletzt, weil ihm und seinen Freunden immer wieder Leute helfen, die er vorher nicht kannte (die römischen Offiziere, Gaius und dessen Tante, die Veneti, der Mann in der Bienenkorbhütte und so weiter). Auch wenn die Moral der Geschichte vielleicht etwas simpel erscheinen mag, darf man nicht vergessen, daß dies ein Jugendbuch ist, das auf jeden Fall auch in handwerklicher Hinsicht als gelungen gelten kann, denn die Geschichte weist nur wenige Längen auf und hat einige packende Szenen, so Gwydions Besuch im nächtlichen Camulodunum, die Schlacht, später die Überfahrt mit den Schmugglern und vor allem der Besuch auf dem Schlachtfeld von Mai Dun, dessen düstere Atmosphäre noch lange über der Geschichte hängen bleibt, praktisch bis zum letzten Auftauchen von Math, dessen weiteres Schicksal unklar bleibt. Der Epilog mit seinem schon beschriebenen Idyll stellt dabei einen letzten Bruch dar.