Rosemary Sutcliff

The mark of the horse lord

London : Oxford UP, 1965; London : Puffin books, 1983

(Direkt zur Bewertung)

Inhalt

Der Gladiator Phaedrus muß im Amphitheater gegen seinen Freund Vortimax auf Leben und Tod antreten. Phaedrus siegt und erhält als Belohnung seine Freiheit. Aus der Gladiatorenkaserne entlassen, trifft Phaedrus in seiner ersten Nacht in Corstopitum in einer Kneipe Zechkumpane, mit denen er in eine Schlägerei verwickelt wird und im Gefängnis landet.

Dort wird er nach einiger Zeit vom Händler Sinnoch befreit, der ihn zu Gault bringt, einem Adligen aus einem Stamm jenseits der Grenze. Dieser erzählt Phaedrus vom Schicksal der Dalriaden: die Herrschaft bei ihnen wurde nach einer früheren Sitte des Stammes von einer Frau übernommen, Liadhan, die den Thronfolger, den jungen Midir, beseitigen ließ. Offiziell ist er tot, aber sie ließ ihn heimlich blenden und somit für die Herrschaft unfähig machen. Midir lebt seitdem unerkannt im Bereich der römischen Herrschaft, wo Gault ihn fand, der mit einigen seiner Stammesgenossen die Herrschaft Liadhans brechen will. Phaedrus soll die Rolle Midirs einnehmen, dem er sehr ähnlich sieht.

Phaedrus und Midir leben einen Monat zusammen in einem Versteck am römischen Grenzwall, um Phaedrus auf seine Rolle vorzubereiten; sie lernen sich dabei näher kennen. Mit Sinnoch bricht Phaedrus nach Norden auf. Am Antoninuswall treffen sie einen Offizier der römischen Grenzpatrouille, der Phaedrus vergeblich auffordert, in seinen Dienst zu treten, und von Sinnoch ein Pferd kauft.

In einer Höhle trifft Phaedrus die Stammesführer, die Liadhan stürzen wollen. Sie stimmen Gaults Plan zu, und Phaedrus kann bei seinem ersten Auftritt die Vornehmen des Stammes täuschen; nur Midirs Cousin Conory hat wohl leise Zweifel. Phaedrus reist von der Höhle nach Dun Monaidh, teilweise in einem Boot, zuletzt mit Gault in dessen Streitwagen.

In Dun Monaidh soll das Fest der Thronübergabe stattfinden; nach alten Ritus wird alle sieben Jahre der alte König von seinem Nachfolger im Duell getötet. Die Königin hat Conory ausersehen, mit ihrem Mann Logiore zu kämpfen; Conory soll aber stattdessen das Zeichen zur Erhebung im Namen Midirs geben. Durch einen Zufall beginnt die Erhebung etwas zu früh, und Liadhan kann fliehen, während Logiore im Kampf gegen Phaedrus fällt. In mehreren Gruppen suchen die Stammesführer nach Liadhan. Phaedrus ist unterwegs mit einer Gruppe des rätselhaften »Dunklen Volks«, der Urbevölkerung, und trifft dann Conory, der erkannt hat, daß nicht der echte Midir zurückgekehrt ist. Zu seiner Überraschung erfährt Phaedrus bei seiner Rückkehr, daß er Liadhans Tochter Murna heiraten soll.

Nach alten Ritus wird Phaedrus/Midir zum König, zum Herrn der Pferde, gekrönt. Vor seiner Hochzeit mit Murna muß er sie nach alter Sitte zu Pferde jagen. Murna flieht nicht nur zum Schein vor ihm, sondern versucht, zu ihrer Mutter zu entkommen, aber Phaedrus kann sie einholen. Sie bleibt freilich sehr widerspenstig.

Phaedrus' Herrschaft beginnt. Ohne Begleitung reitet er in die Hügel, in denen das »Dunkle Volk« lebt, und will mit dessen Führer sprechen. Dieser führt ihm seine Magie vor, auf die Phaedrus freilich nicht so reagiert, wie es bei einem echten Dalriaden zu erwarten wäre. In Dun Monaidh ist ein »Dunkler Mann« erschlagen worden, als er anscheinend für Liadhan spionierte. Phaedrus verhindert, daß sein Leichnam verbrannt wird, wie Gault es als Provokation wollte. Murna erzählt Phaedrus, daß der »Dunkle« ihr ein Gift von ihrer Mutter gebracht hat, das sie aber nicht anwenden will.

Im Frühjahr erscheinen Gesandte der Caledonier, zu denen sich Liadhan geflüchtet hat. Nachdem Murna sie durch einen Kriegstanz der Frauen zusätzlich provoziert hat, erklären sie den Krieg. Phaedrus bietet die Heerscharen der Dalriaden auf und tritt den Caledoniern im Streitwagenkampf entgegen. Das Gefecht ist hart, Phaedrus wird verwundet, behält mit seinen Leuten aber die Oberhand.

Nach dem Kampf und der Verwundung verändert sich Murnas Verhalten zu Phaedrus; sie zeigt echte Zuneigung, und nach einem Sommer voller kleiner Kämpfe, an denen sie wie viele andere Frauen teilnimmt, ist Murna schwanger. Phaedrus schickt sie deswegen kurz vor der entscheidenden Auseinandersetzung nach Hause (und fragt sich, ob Murna seine wahre Identität kennt). Mit Conory, Sinnoch und einem weiteren Gefährten geht Phaedrus auf einen Spähtrupp, um die Stärke der Caledonier zu erkunden, bei denen sich Liadhan befindet. Er faßt den Plan, sie mit einem Buschfeuer in ihrem Lager anzugreifen.

Die Caledonier werden vom Feuer überrascht; die Überlebenden ergreifen die Flucht. Doch auch die Dalriaden erleiden Verluste; Sinnoch ist tot, Conory schwer verwundet. Mit den letzten von seinen »Getreuen« macht sich Phaedrus auf die Verfolgung von Liadhan, die sich zum römischen Vorposten Theodosia flüchtet. Phaedrus versucht, in einem Gespräch mit dem Kommandanten (dem früheren Befehlshaber der »Grenzwölfe«) ihre Auslieferung zu erreichen, doch vergeblich. Als er mit seinen Gefährten in der Nähe der Festung übernachtet, hört er auf einmal das Pfeifen, mit dem er und Midir sich während ihrer gemeinsamen Zeit verständigten. Es ist tatsächlich der Geblendete, der jetzt in Theodosia lebt und Phaedrus erzählt, daß die Römer Liadhan nach Süden bringen wollen. Die beiden planen einen Anschlag; Midir wird die Römer ablenken, Phaedrus soll den tödlichen Dolch werfen.

Doch als sich Phaedrus nachts in Fort schleicht, wird er von den Römern ergriffen, die durch einen Spion vom Plan erfahren haben. Sie konnten auch Midir festnehmen, dem es in der Dunkelheit aber gelingt, aus der Gefangenschaft zu fliehen. Phaedrus soll zum Kommandanten gebracht werden, als Liadhan erscheint. Midir, der sich in der Nähe versteckt gehalten hat, greift sie an, und bevor die Römer etwas tun können, stürzt er sich mit ihr in die tödliche Tiefe.

Phaedrus wird vor den Kommandanten gebracht, der ihm erklärt, daß er als Geisel fungieren soll: seine Freilassung sollen die Dalriaden mit der Stellung von 1000 Mann als römische Auxilien erkaufen; anderenfalls wird Phaedrus weggebracht oder hingerichtet. Phaedrus erbittet sich das Recht, am Morgen vor der Festung mit seinen Leuten zu sprechen und ihnen seine Entscheidung mitzuteilen. Er hat sich für das Wohl des Stammes entschieden, der den Verlust von so vielen Leuten nicht verkraften könnte, und stürzt sich von der Festungsmauer, den Dorn seiner Gewandnadel im Herzen.

Bewertung

Anders als in Rosemary Sutcliffs bekannter Aquila-Trilogie sehen wir die römische Herrschaft in Britannien hier gleichsam von außen, als ein Umstand, mit dem zu rechnen ist, der aber an sich weder positiv noch negativ bewertet wird (auch wenn die Möglichkeit, daß Dalriaden und Caledonier vereint den römischen Wall stürmen, zumindest erwähnt wird). Am Schluß bekommen wir einen durchaus realistisch wirkenden Einblick in römische Machtpolitik. Die Geschichte spielt wohl in den 180er Jahren, etwa vierzig Jahre nach den Feldzügen des Lollius Urbicus, zu einer Zeit, als der römische Einfluß auf das Gebiet nördlich des Hadrianswalls endgültig verlorenging.

Da der historische Hintergrund nur eine geringe Rolle spielt, haben wir in erster Linie eine Abenteuergeschichte vor uns, und zwar eine recht gelungene. Rosemary Sutcliffs Kunst der atmosphärisch stimmigen Schilderung zeigt sich bereits beim Gladiatorenkampf im ersten Kapitel und setzt sich in manchen späteren Szenen vor. Nicht alles ist dabei allerdings ganz überzeugend gelungen, und besonders manche Personencharakterisierungen sind eher schwach, z. B. Murna oder der römische Offizier Titus Hilarian (sic). Auch Phaedrus wächst vielleicht etwas zu schnell und problemlos in seine neue Rolle, von den praktischen Problemen einmal ganz abgesehen, die nur ganz am Rande erwähnt werden. Trotzdem ist die Geschichte größtenteils spannend zu lesen (aus heutiger Sicht für manche vielleicht ein wenig zu sehr auf kriegerische Tugenden abgestellt).

Ein Latein-(oder Druck-?)Fehler: »moritori«.

Weitere Meinungen

Lynda G. Adamson, A reference guide to historical fiction for children and young adults (New York [u. a.], 1987), S. 290:

»This novel, perhaps Sutcliff’s best, with its mythic depth and strong suspense, continues to evoke strong response from the reader long after the story ends.«

Ian Sanders, http://www.stockton.edu/~roman/fiction/sutcliff.htm

»[...] The Mark of the Horse Lord draws together considerable evidence from history, myth and folklore, to create a finely detailed and moving tragedy. It should appeal to anyone with an interest in ancient history or legends.«

Simon Puttock, http://www.jubileebooks.co.uk/jubilee/magazine/review_jub/03/09f.asp (zuletzt überprüft 14. Jan. 2004):

»[...] a story that goes further and does something bigger and braver than many a contemporary writer for children is willing to allow themselves to do. [...]«