Colleen McCullough

The grass crown

New York : Morrow, 1991
Dt. Übers.: Eine Krone aus Gras : Roman. – München : Goldmann, 1993

(Zur Inhaltsangabe)

Bewertung

Der zweite Band von Colleen McCulloughs Mammutwerk über das spätrepublikanische Rom macht einen etwas zerfahrenen Eindruck. Gegenüber dem stellenweise auch schon amorphen The first man in Rome fällt die Gestaltungskraft der Autorin deutlich ab. Manche Themen, die sie vor allem in der ersten Romanhälfte durchaus anziehend geschildert hat, läßt sie im späteren Verlauf ziemlich in der Luft hängen, so die Ereignisse im Osten, aber auch das Schicksal der aufständischen Italiker. Zugegebenermaßen werden beide Bereiche wohl im dritten Band noch eine Rolle spielen, aber der Leser bleibt bei der sprunghaften Darstellung doch etwas irritiert. Gestalten erscheinen auf einmal wieder, die seit mehreren hundert Seiten keine Rolle gespielt haben (so Sertorius oder Gaius Caesar) und so kaum einen bleibenden Eindruck hinterlassen können.

Die Personenbehandlung ist überhaupt sehr ungleichmäßig. Den weitaus interessantesten Charakter (auch wenn er mit dem historischen Bild nicht unbedingt übereinstimmt) bildet wie schon im ersten Band Sulla. Daneben kann passagenweise auch die Familiengruppe Drusus/Caepio/Cato überzeugen, die in der zweiten Hälfte aber verschwindet. Marius' Wahnsinn nach seiner Flucht bleibt sehr schemenhaft und kommt fast ein wenig überraschend. Die letzten etwa hundert Seiten des Buches wirken besonders schlecht zusammengehalten; die Ereignisse bei der Rückkehr Cinnas und Marius' sind eigentlich nur summarisch geschildert, und die Personen haben kein Eigenleben mehr.

Der junge Caesar wird als Wunderkind dargestellt, ohne daß dies historisch überliefert wäre, und erscheint einfach zu sehr von seiner späteren Bedeutung her gesehen. Die Gestalt des Mithridates ist sehr karikaturhaft gezeichnet. Wie schon im ersten Band gibt es vor allem bei den Personen manchen Vorgriff auf Zukünftiges; so sind Cicero, Atticus, der mit Cicero und Caesar befreundete Matius, Cato und Pompeius bereits eingeführt, Crassus ist zumindest erwähnt. Erstaunlicherweise ist Catilina ausgelassen, obwohl er sich beim Heer des Strabo vor Ausculum befand, wie wir aus der bekannten Inschrift (CIL I2 709) wissen, die wiederum keinen M. Tullius erwähnt (Ciceros Zugehörigkeit zur cohors praetoria Strabos ist allerdings von ihm selbst [Phil. 12, 27] belegt).

Einige zentrale Ereignisse sind rein fiktiv, was einen nicht vorgebildeten Leser verwirren dürfte, da sie nicht von den in den Quellen belegten Geschehnissen zu unterscheiden sind:

Freilich dürfte die englische Originalausgabe im Anhang einige Erläuterungen gebracht haben, die in der deutschen Übersetzung weggelassen wurden.

Generell zeigt sich deutlich die antiquarische Belesenheit der Autorin, bei der dennoch einige Versehen auftreten. So wird die varronische Ära zu früh angewendet (56), auch gibt es eine Tageszählung in moderner Weise (530). Reine Erfindung ist eine germanische Besiedlung Kleinasiens (84), und Griechen trugen keine Tunika (98, im selben Absatz richtig). Die Senatssitzung in Kap. 2 (S. 235-249) weist einige Elemente auf, die aus modernen politischen Debatten zu stammen scheinen, auch wenn unsere Unkenntnis in diesem Bereich zugegebenermaßen recht groß ist. Marmelade (478) konnte es in der Antike mangels des Grundstoffs Zucker noch nicht geben.

Bei dem großen Augenmerk, den McCullough auf die Familienverbindungen legt, überrascht, wie viele Fehler ihr in diesem Bereich unterlaufen:

Die Angaben über die Abstammung der »Brüder Caesar« (983) sind nicht korrekt: sie selbst waren Großonkel des Dictators. Lutatius Catulus war wohl auch nicht der wegadoptierte leibliche, sondern der Stiefbruder der beiden anderen. Cato Salonianus war im Jahr 95 v. bereits tr. pl. gewesen, stand also nicht erst vor dem »Einstieg in den cursus honorum« (227). Sex. Iulius Caesar, cos. 91, war nicht »der erste Julier auf dem Stuhl des Konsuls seit vierhundert Jahren« (362); der Consul von 157 z. B. trug den gleichen Namen. Zum Zeitpunkt des Bundesgenossenkrieges war der junge Marius bereits verheiratet (mit einer Licinia, seit 93 v.) und wäre als Mann für Sullas Tochter gar nicht mehr in Frage gekommen.

Einige Lateinfehler: »Caepionis« als Plural (202; kann auch Druckfehler sein), »domi publici« (250) und der entsprechende Singular »domus publicus« (932 u. ö.); der Genitiv von cuppedo lautet cuppedinis und nicht »cuppedenis« (790-791). »Persona non grata« (479) ist ein neulateinischer Ausdruck.

Moderne Namen finden sich vor allem für Flüsse: »Isonzo«, »Tagliamento« (256, dort noch weitere), »Arno«, aber auch für die Insel Ischia (873 u. ö.) und den Hügel Pincio (960). Der Sipylos ist kein Ort (»Magnesia bei Sipylos«, 759), sondern ein Bergmassiv (Magnesia am Sipylos).

Manche Modernisierung könnte auch auf die Übersetzer zurückgehen, so die Maßeinheit »Meter« (125), ferner »Derwisch«, »Kadett«, »Baby«, »Ritterorden« (357), »Kavallerieschwadron«. Die Übersetzer sind auf jeden Fall verantwortlich für einige weitere Lateinfehler: »comitia« als Singular (490), ebenso »Rostra« (589) und »Carinae« (622), »Konsulat« als Neutrum (591). »Peloponnes« ist Femininum, nicht Maskulinum (766).

Einige Druckfehler verstärken den generellen Eindruck, daß die deutsche Ausgabe sehr schlampig produziert worden ist. Die Seiten 314 und 315 sind in verkehrter Reihenfolge gedruckt, zweimal findet sich »Lucius Cornelius» statt »Lucius Julius« (559 und 567).

Ich kann den Band keinesfalls als Einführung in römische Kultur und Geschichte empfehlen.

Weitere Meinungen

Fred Mench, Classical world 86 (1992/93), 517-518, auch erhältlich über http://www.stockton.edu/~roman/fiction/mccullough.htm:

»... essentially correct on verifiable historical details ... McCullough tells the stories well and creates interesting characters ...«

Kurzrezension von Danny Yee, 15.07.1992, erhältlich über http://dannyreviews.com:

»This is the second in a series of historical novels about the last years of the Roman Republic. (The first was First Man in Rome.) It covers the early years of the 1st Century BC, including the Italian War, the rise of Mithridates, and the internecine power struggles in Rome.

The book is well researched, includes a mass of detail and is supplemented by an extensive glossary (though no bibliography yet), making this a good introduction to Roman history and politics. It is also a great read! Those who already have a background in the period will find her characterisation and dramatisation plausible.«

Literatur

Booklist 87 (1991), 2078

Kirkus Reviews 59 (1991), 959

New York Times Book Review 6. Oktober 1991, 13

Inhalt

1. [98 v.] Das Verhältnis zwischen Marius (der nach den Saturninus-Unruhen an politischem Einfluß verloren hat) und Sulla ist etwas abgekühlt. Sulla wird umgarnt von Delmatica, der jungen Frau des princeps senatus Scaurus. Marius' Anhänger Manius Aquillius kehrt aus Sizilien zurück, wo er einen Sklavenaufstand niedergeworfen hat. Er wird von den Caecilii Metelli wegen Unterschlagung angeklagt, aber freigesprochen.

Marius reist mit Frau und Sohn in den Osten, vorgeblich als Pilgerfahrt nach Pessinus, in Wirklichkeit, um sich über den pontischen König Mithridates zu informieren. Aurelia, die Frau C. Iulius Caesars, ist allein in Rom mit ihren drei Kindern. Der zweijährige Gaius zeigt Anzeichen außerordentlicher Begabung. Aurelia sucht deshalb bereits einen Erzieher für ihn. Sulla, der im Begriff steht, nach Spanien zum Heer zu gehen, macht sich Hoffnungen auf eine Affaire mit Aurelia, die ihn zuerst ermutigt, dann zurückweist. Darüber und über seine politische Zurücksetzung ist er so verärgert, daß er sich an jemandem rächen möchte. Seine Wahl fällt auf Caecilius Metellus Numidicus, den er heimlich vergiftet.

Marius erfährt vom Tod seines alten Widersachers in Halikarnassos, wo er bis zur Weiterreise überwintert. [97 v.] In Pessinus hofft er, Verbindung mit Mithridates aufnehmen zu können, doch vorerst vergebens. Mithridates weiß sehr wohl, daß der Römer ihn sprechen will, läßt ihn aber noch hinhalten. Sein bisheriges Leben wird geschildert: er hat sich in Thronkämpfen durchgesetzt und die Macht des pontischen Reiches vergrößert. Heimlich trat er eine Erkundungsreise in die römische Provinz Asia an und erfuhr von der Unzufriedenheit der Bewohner mit der römischen Steuererhebung. Nach seiner Rückkehr enttarnte er eine Verschwörung seiner Frau Laodike, die er zwang, das für ihn bestimmte Gift zu trinken.

Marius reist nach Nikomedeia an den Hof des bithynischen Königs Nikomedes, von dort nach Pergamon, wo Rutilius Rufus Legat des nach Rom zurückkehrenden Statthalters Mucius Scaevola ist. Rufus und Scaevola wollten die Steuerbelastung der Provinz auf ein erträgliches Maß herabsetzen und müssen jetzt mit einer Anklage durch die ritterlichen Steuerpächter rechnen.

Im folgenden Jahr [96 v. Chr.] reist Marius mit seiner Familie an der Südküste Kleinasiens entlang. Er will sich mit dem jungen König von Kappadokien treffen, doch als er allein (Julia und der junge Marius sind zurückgeblieben) in dessen Hauptstadt eintrifft, ist das kappadokische Reich gerade von Mithridates erobert. Marius trifft den König, der seinen eigenen kleinen Sohn als neuen Herrscher von Kappadokien eingesetzt hat, und fordert ihn auf, seine Truppen wieder zurückzuziehen, was Mithridates auch tut. Während Marius ans Mittelmeer zurückkehrt, reist der pontische König nach Armenien, um mit dem dortigen Herrscher Tigranes ein Bündnis zu schließen.

Marius und seine Familie treffen zu Beginn des folgenden Jahres [95 v.] wieder in Halikarnassos ein, wo sie Nachrichten aus der Heimat erhalten: Sertorius hat sich als Kriegstribun beim spanischen Heer (wo auch Sulla jetzt ist) die corona obsidialis, die Graskrone, verdient; Rutilius schreibt über die Vorgänge in Rom und deutet an, daß seine Nichte ein blondes Kind bekommen hat. Julia vermutet, daß es um Aurelia und Sulla geht, und will sofort heimreisen.

2. [97 v.] Seit der Verurteilung seines Vaters, den man verdächtigt, das »tolosanische Gold« gestohlen zu haben, lebt Servilius Caepio mit seiner Frau Livia Drusa im Haus seines Schwagers Livius Drusus. Er will das Gold jetzt investieren und verläßt dazu Rom. Livia zieht mit ihren beiden Töchtern Servilia und Lilla nach Tusculum, wo sie ihren Jugendschwarm Cato Salonianus wiedertrifft und eine Affaire mit ihm beginnt. Sie erwartet bald von Cato ein Kind, gibt es aber als das ihres Mannes aus. Die siebenjährige Servilia ahnt, daß ihre Mutter etwas verbirgt.

Der mit Livius Drusus befreundete Marser Poppaedius Silo hofft, daß die von den neuen Censoren durchgeführte Volkszählung den heimlichen Aufstandsplan der Italiker überflüssig macht.

Als Caepio gegen Ende des folgenden Jahres [96 v.] zurückkehrt, ist er sehr ungehalten, als er erfährt, daß seine Frau nach Tusculum gezogen ist, und läßt sich auch von seinem einjährigen Sohn nicht milde stimmen. Er beginnt, Livia regelmäßig zu prügeln, als er merkt, daß er davon sexuell erregt wird. Livia versucht, sich nichts anmerken zu lassen, doch ihr Bruder erfährt nach einiger Zeit von ihrer Mißhandlung. Als er Caepio deswegen zur Rede stellt, verrät die kleine Servilia, daß ihre Mutter in Tusculum einen Liebhaber hatte. Caepio läßt sich sofort scheiden und zweifelt seine Vaterschaft an allen drei Kindern an. Livia kann nun Cato heiraten, dessen Frau sich von ihm getrennt hat.

Caepio beschuldigt seinen ehemaligen Schwager, mit Silo und dem Samniten Papius Mutilus einen Aufstand der Italiker zu planen. Obwohl die Consuln des Jahres [95 v.] diese Anschuldigung (die auf einen Bericht der heimlich für ihren Vater spionierenden Servilia zurückgeht) nicht ernstnehmen, bringen sie im Senat ein Gesetz ein, daß eine strenge Überprüfung der unrechtmäßigen Bürgerrechtsaneignungen durch Italiker vorsieht. Drusus, dessen Frau kurz zuvor gestorben ist, kann als Hinterbänkler nicht dagegen vorgehen, und auch Rutilius und der gerade zurückgekehrte Marius können nichts ausrichten; Drusus bittet Silo nachdrücklich um Zurückhaltung, aber die Italiker rüsten heimlich bereits zum Krieg.

Rutilius berichtet Sulla von den Ereignissen in Rom und rät ihm, im folgenden Jahr [94 v.] nach Rom zurückzukehren, um sich für die Praetur zu bewerben, was Sulla auch tut. Er freut sich über das Wiedersehen mit seinen großgewordenen Kindern, besucht Aurelia und wird zum Praetor urbanus gewählt.

Kurz vor Jahresende bringt Livia einen Sohn zur Welt und fühlt sich danach immer schlechter, auch weil sie glaubt, Servilia habe sie verflucht. Drusus holt seine und Livias Mutter Cornelia ins Haus, die von ihrem Vater wegen angeblicher Untreue verstoßen wurde. Sie steht der Sterbenden bei.

3. Sulla beginnt seine Praetur [93 v.], freut sich über die Gegenwart seines Sohnes (auch wenn der mit dem etwas vorlauten Tullius Cicero befreundet ist) und hofft auf eine lukrative Statthalterschaft im nächsten Jahr [92 v.]. Überraschenderweise bietet sich die Chance, nach Kilikien zu gehen, weil es um Kappadokien wieder Streitigkeiten gibt. Sulla reist mit seinem Sohn nach Tarsos und stellt sofort Streitkräfte auf, mit denen er nach Kappadokien marschiert. Mithridates, der mit Unterstützung Armeniens seinen Vertrauten Gordios als neuen König eingesetzt hat, ist überrascht und von der Erscheinung des Römers beeindruckt; er läßt sich von Sulla zum Rückzug aus Kappadokien bringen (Gordios muß dies mit seinem Leben büßen). Sulla marschiert an den Euphrat und damit in das Gebiet Tigranes' von Armenien, der ihm entgegentritt. In Zeugma erscheint auch eine Gesandtschaft der Parther, der Oberherren Armeniens. In einer Dreierkonferenz kann Sulla den Euphrat als Grenze der römischen und parthischen Einflußbereiche festlegen. Ein Chaldäer weissagt Sulla, er sei der größte Mann der Welt. Rutilius berichtet Sulla, was in diesem Jahr in Rom passiert ist, neben Streitigkeiten der Censoren vor allem seine eigene Verurteilung wegen angeblicher Unterschlagung in der Provinz Asia. Rutilius geht verbittert nach Smyrna ins Exil.

4. Drusus plant, sich für das folgende Jahr [91 v.] zum Volkstribunen wählen zu lassen, auch wenn er schon das Alter für die Praetur hätte; in diesem Amt hofft er, seine Ziele besser erreichen zu können. Silo verspricht ihm ganz Italien als Klientel, wenn er für die Rechte der Italiker eintritt. Drusus sichert sich die Unterstützung führender Senatoren, u. a. durch seinen Plan, die Gerichte anteilig mit Rittern und Senatoren besetzen zu lassen, und wird gewählt. Seine Aktion zugunsten der Italiker muß er aber verschieben und argumentiert zuerst für die Aufhebung des ager publicus. Der zurückgekehrte Sulla erhält Besuch von seinem früheren Geliebten Metrobius, der ihn vor einer Anklage durch Censorinus warnt. Sulla verabredet mit dem Praetor Pompeius Rufus, sich in einigen Jahren gemeinsam zu Consuln wählen zu lassen; seine Tochter soll (auch gegen ihren Willen) Pompeius' Sohn heiraten. Sulla besucht Aurelia und bringt Censorinus durch brutale Mißhandlung dazu, seine Anklage zurückzuziehen. Sullas geliebter Sohn stirbt und wird feierlich beigesetzt.

Drusus bekommt sein Ackergesetz durch, muß aber mit zunehmender Ungeduld der Italiker fertigwerden. Seine Vorschläge stoßen auf erbitterten Widerstand, geschürt u. a. von Caepio und dem Consul Marcius Philippus. Zahlreiche Senatoren, aber auch einfache Römer, wollen den Italikern kein Bürgerrecht geben. Philippus schafft es unter Hinweise auf Omina sogar, alle Gesetze Drusus' aufzuheben. Die Marser ziehen bereits drohend gegen Rom, und Drusus erleidet einen Nervenzusammenbruch, als der Eid bekannt wird, den die Italiker auf ihn schwören. Doch Drusus schafft es allmählich, den Widerstand zu brechen, und steht kurz vor dem Ziel, als ihn ein Unbekannter niedersticht. Qualvoll stirbt Livius Drusus.

5. Die Italiker gründen einen eigenen Staat mit einer Hauptstadt, dem früheren Corfinium, halten dies aber vor Rom noch geheim. Daher glaubt man im Senat nicht an einen Bürgerkrieg, auch als der Praetor Servilius und seine Begleiter im Theater von Asculum von einer wütenden Menge ermordet wird und die Marser als erster Stamm den Römern den Krieg erklären. Ein anderer Praetor wird in Nola gefangengehalten, bis er entkommen kann, und Marius erkennt schließlich den bevorstehenden Krieg. Der Senat beschließt, beide neue Consuln Lucius Caesar und Rutilius Lupus [90 v.] ins Feld zu schicken, mit zahlreichen Legaten, unter denen erst nach Protest Sullas und anderer auch Marius ist. Dieser gibt vor der Abreise für seine wichtigsten politischen Gefährten ein Gastmahl, über das Sulla in einem Brief an Rutilius Rufus berichtet. Der Legat Pompeius Strabo gerät in die ersten Kampfhandlungen, dann auch Lucius Caesar. Zahlreiche Stämme fallen offen von Rom ab. Lupus und Marius marschieren in getrennten Kolonnen gegen die Marser; das Heer des Consuls wird völlig aufgerieben, er selbst getötet, und Marius kann nicht mehr als einen Achtungserfolg erringen. In Rom bricht fast Panik aus. Caepio, nun neben Marius Kommandant im Norden, läßt sich von Silo in eine Falle locken; anderthalb Legionen fallen, Caepio wird von Silo getötet.

Livius Drusus' Bruder Mamercus Aemilius Livianus muß sich um die jetzt ganz ohne weitere Verwandte dastehenden Kinder der Familien Caepio/Cato/Drusus kümmern. Zusammen mit Aemilius Scaurus arrangiert er, daß eine Verwandte, Servilia Gnaea, sich gegen die Zusicherung einer späteren Mitgift um die Kinder kümmert.

Sulla ist unzufrieden mit der zögerlichen Kriegführung seines Vorgesetzten Lucius Caesar, nachdem es ihm im Handstreich gelungen ist, das bedrängte Aesernia zu entsetzen. Marius ruft Sulla mit zwei Legionen zu sich, um einen Überraschungsangriff auf die Marser durchzuführen; er läßt Sulla dabei deutlich spüren, daß er sich für den einzigen fähigen Feldherrn hält. Deswegen hofft Sulla auf seine Chance, als Marius nach dem Sieg einen Schlaganfall hat; doch Marius gibt noch nicht auf.

6. Sulla kehrt mit dem kranken Marius nach Rom zurück und berichtet Rutilius über die Ereignisse, auch von der Weigerung seiner Tochter, den Sohn von Pompeius Rufus zu heiraten (Rutilius gibt ihm einen erfolgreichen Tip, wie er sie umstimmen kann). Als neue Consuln [89 v.] werden Pompeius Strabo und Cato Licinianus gewählt. Der junge Cicero, der seine Karriere als Redner entschwinden sieht, bevor sie begonnen hat, wird dem Stab des Pompeius zugeteilt, wo er dessen mit ihm gleichaltrigen Sohn trifft.

Auf der Rückkehr von einem Besuch beim langsam genesenden Marius (dem der zehnjährige Caesar hilft) stirbt Aemilius Scaurus, bevor er im Senat über den drohenden Krieg mit Mithridates sprechen kann. Strabo übernimmt die Belagerung von Asculum; Cicero hat Schwierigkeiten, sich an das Leben im Feld zu gewöhnen, wird aber vom jungen Pompeius unterstützt. In Rom wird der Praetor Asellio ermordet, der den Zinswucher bekämpfen wollte. Marius geht es allmählich besser, und mit Caesars Hilfe kann er einen seiner alten Centurionen, der wegen Angriffs auf seinen Feldherrn angeklagt ist, schützen. Der junge Marius wird beschuldigt, den Consul Cato ermordet zu haben, als dieser das Heer in eine ausweglose Situation gebracht hatte. Marius eilt mit Caesar und dem Spitzbuben Decumius nach Tibur, wo der jetzige Kommandant Cinna die Angelegenheit nicht unter den Tisch kehren will, weil es einen glaubwürdigen Zeugen gibt. Diesen, einen Claudius Pulcher, ermordet Decumius (mit Unterstützung Caesars) so, daß es wie ein Unfall aussieht.

7. Sulla bringt den Krieg im Süden praktisch zu Ende: auf seine Anweisung führt der Legat Cosconius ein erfolgreiches Flottenunternehmen durch, und Sulla selbst schlägt die Samniten vor Nola vernichtend; sein Heer verleiht ihm daraufhin die Graskrone. Die meisten aufständischen Städte ergeben sich. Auch Asculum fällt; Pompeius Strabo richtet in der Stadt ein furchtbares Blutbad an und läßt alle männlichen Einwohner töten.

Sulla kehrt nach Rom zurück, wo er Marius und Caesar trifft; zusammen mit Pompeius Rufus wird er zum Consul für das bevorstehende Jahr [88 v.] gewählt. Die feierliche Neujahrsprozession wird für ihn zum Triumphzug, bis der wiedergenesene Marius erscheint und die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sulla ist innerlich von Haß verzehrt. Als erstes Gesetz bringt er eine Entlastung der Schuldner ein und regelt die Beendigung des Krieges. Von seiner Frau Aelia, die ihm nie etwas bedeutet hat, läßt er sich überraschend scheiden und heiratet die Witwe des Scaurus, Delmatica.

8. Der noch von Scaurus nach dem Osten entsandte Manius Aquillius plant zusammen mit seinen Unterlegaten und dem Statthalter von Asia, Cassius Longinus, in das pontische Reich einzufallen, nachdem die Einsetzung eines neuen Königs in Bithynien auf keinen Widerstand gestoßen ist. Mithridates kann sich auf die Bedrohung vorbereiten und den von mehreren Seiten vorgetragenen römischen Angriff zurückschlagen, um seinerseits in Bithynien und die Provinz einzufallen. Die meisten Städte Asias schließen sich dem König an, der einen Angriff auf Makedonien plant und alle Römer und Italiker in Asien töten läßt. Griechenland schließt sich dem Aufstand an, aber Rhodos leistet Widerstand, den Mithridates mit einer Invasion brechen will. Als er bei einem Seegefecht Angst zeigt, ändert er wütend Kurs und fährt nach Kos, wo ihm der Schatz des Asklepieions und drei ptolemäische Prinzen in die Hände fallen. Ein Sturmangriff auf Rhodos scheitert.

9. Durch Rutilius Rufus gelangt die Nachricht von den Ereignissen in Asien nach Rom. Da der Krieg in Italien praktisch beendet ist, wird Sulla vom Senat beauftragt, gegen Mithridates zu ziehen; Marius wollte das Kommando für sich, erhält aber nur Unterstützung von Cinna und dem Volkstribunen Sulpicius Rufus. Zur Finanzierung des Krieges muß Sulla staatlichen Besitz verkaufen lassen. Sulpicius agitiert in der Volksversammlung gegen den Senat: jeder Senator mit mehr als 8.000 Sesterzen Schulden solle aus dem Senat ausgestoßen werden. Außerdem verlangt er, daß der Oberbefehl gegen Mithridates Marius übertragen wird. Der Senat kann gegen Sulpicius nichts unternehmen; ein gewaltsames Vorgehen durch den Sohn des Consuls Pompeius Rufus, Sullas Schwiegersohn, scheitert, Sulla muß sich vom Forum in Marius' Haus flüchten. Er reist zu seinen Legionen nach Capua und macht ihnen klar, daß sie nicht am Kampf teilnehmen werden, wenn Marius den Oberbefehl erhält. Daraufhin bringen die Soldaten zwei Gesandte um, die Sulla absetzen sollen. Sulla marschiert mit seinem Heer nach Rom, achtet aber darauf, daß alles einen legalen Anschein behält. Bei einem der Stadttore tritt ihm Marius mit einem ungeordneten Haufen entgegen, der schnell zurückgeschlagen ist. Fast ohne Kampf besetzen Sullas Legionen Rom. Auf dem Forum verteidigt Sulla sein Vorgehen, das von seinen Freunden als unschön, aber notwendig empfunden wird. Durch Gesetze versucht Sulla, die Senatsherrschaft zu sichern, Der seit dem Tod seines Sohns niedergeschlagene Pompeius Rufus wird von Sulla zum Heer des Pompeius Strabo geschickt, wo man ihn umbringt. Sulla muß hinnehmen, daß einer der beiden Consuln für das neue Jahr [87 v.] Cinna ist; er versucht, ihn durch einen Eid auf seine Gesetze zu verpflichten, an die Cinna sich aber nicht zu halten gedenkt. Sulla trifft sich noch einmal mit Aurelia, die seine Handlungen nicht billigt. In Capua, wo er mit seinem Heer auf die Überfahrt wartet und immer noch befürchten muß, daß man ihm seinen Oberbefehl entzieht, arrangiert Sulla die Heirat seiner Tochter mit Mamercus Aemilius Livianus. Dann überquert er die Adria.

10. Marius hält sich nach dem Einmarsch Sullas versteckt und flüchtet mit einigen Vertrauten aus der Stadt. Sie wollen sich auf Ischia treffen. Marius versucht, mit einem Schiff von Ostia dorthin zu gelangen, doch der Kapitän setzt ihn in Circei an Land, als er von Marius' Verurteilung als Hochverräter erfährt. In Minturnae versucht Marius, ein anderes Schiff zu mieten, doch holen ihn dort Häscher aus Rom ein und bringen die Magistrate der Stadt dazu, Marius gefangenzusetzen. Er soll von einem kimbrischen Staatssklaven erdrosselt werden, der es aber nicht über sich bringt. Marius wird freigelassen und reist mit seinen Gefährten weiter, doch weder in Sizilien noch in Numidien können sie auf Dauer bleiben. Zuflucht finden sie auf den Inseln der kleine Syrte, wo Veteranen des Marius angesiedelt sind.

Cinna versucht vergeblich, die Maßnahmen Sullas wieder rückgängig zu machen. Sein Kollege Octavius Ruso, der Unterstützung des Pompeius Strabo gewiß, vertreibt ihn gewaltsam aus Rom und läßt vom durch angebliche Omina beeindruckten Senat die Absetzung des Consuls Cinna und von sechs Volkstribunen beschließen. Cinna und Sertorius verschaffen sich jedoch das Kommando über mehrere Legionen, und Marius landet in Etrurien, wo er ein Heer aus Sklaven und Freigelassenen aufstellt. Sertorius findet ihn voller Haß und nicht mehr zurechnungsfähig. Beide Heere schließen gemeinsam Rom ein, wo auch die Truppen des Pompeius Strabo eintreffen. Kleinere Kämpfe bringen keine Entscheidung. Strabo stirbt an einer Seuche, die in seinem Heer ausgebrochen ist, und seine Leiche wird von den Einwohnern der ebenfalls betroffenen Viertel Roms geschändet. Da die Lage für Octavius immer bedrohlicher wird, verhandelt Metellus Pius mit Cinna über dessen Wiedereinsetzung als Consul. Octavius zieht sich auf die Zitadelle des Ianiculus zurück und wird dort gegen den Willen Cinnas getötet. Cinna läßt die Gesetze Sullas aufheben; er und Marius werden für das nächste Jahr [86 v.] zu Consuln gewählt.

Nach der Amtseinführung am Neujahrstag läßt Marius seine Schlägertruppen ein furchtbares Blutbad in Rom anrichten: zahlreiche Senatoren werden erschlagen, ihre Köpfe auf den Rostra zur Schau gestellt. Sulla wird zum Volksfeind erklärt. Niemand wagt es, sich dem nun völlig verrückt gewordenen Marius entgegenzustellen, auch nicht Gaius Caesar, als er nach Rom kommt und dort seinen Sohn bei Marius findet. Der Alte will verhindern, daß mit dem jungen Caesar ein größerer Römer heranwächst, als er es ist, und bestimmt ihn zum Jupiterpriester, was einen Verzicht auf eine politisch-militärische Laufbahn (und zahlreiche Einschränkungen im täglichen Leben) bedeutet. Der junge Caesar muß dies und seine damit verbundene Hochzeit mit Cinnas siebenjähriger Tochter zähneknirschend hinnehmen, weigert sich aber, bis zu seiner Volljährigkeit schon die zeremoniellen Vorschriften zu erfüllen.

Als Marius einen weiteren seiner Gegner hinrichten läßt, bricht er zusammen und wird sterbend in sein Haus gebracht. Sertorius macht die Schlägerbanden unschädlich. Nach einer Woche stirbt Marius.

Anmerkungen

1. Orosius 5, 18, 24: Porcius Cato consul Marianas copias habens cum aliquanta strenue gessisset, gloriatus est, C. Marium non maiora fecisse, et ob hoc, cum ad lacum Fucinum contra Marsos bellum gereret, a filio C. Marii in tumultu belli quasi ab incerto auctore prostratus est. [zurück]

1996: Erste Veröffentlichung.
11. April 2007: Reihenfolge umgestellt; Korrektur zum Tod Catos.