Hans Janson

Der Waldspringer

Düsseldorf, Essen : El-Franzis-Verl., [1922]

Bewertung

Eine völlig wirre Geschichte, die sich nicht nur jeder Nacherzählung, sondern auch der historischen Einordnung entzieht. Schauplatz des ersten Teils ("Rache") ist ein Gallien, das anscheinend gerade von Caesar erobert ist, aber ansonsten eher an Fantasy-Schauplätze erinnert, auf die Conan der Barbar oder ähnliche Wesen gehören. Der im Titel genannte "Waldspringer" ist ein geheimnisvoller Germane namens Farald, der in Begleitung eines auch als Waffe dienenden Raben sein Unwesen treibt. Andere Figuren sind ein alter Germane vom Stamm der Amsivarier, Folkram, der nach seinen Enkeln sucht und von Faralds Rabe geblendet wird, der Arverner Gallus, der sich an einem Römer rächt, der seiner Verlobten schöne Augen gemacht hat, eine alte blinde Griechin, die ihre Sklaven zum Aufstand gegen Rom bringen will, und manche andere (Druiden, ein römischer Tribun mit dem einfallsreichen Namen Romanus).

Der zweite Teil ("Faralds Rache") führt in ein seltsames Germanien, genauer: die Wohnsitze der Amsivarier an einer Lippe, die von hohen Gebirgen umgeben ist. Auf diesen hausen der Priester Warbod und die Seherin Alwina, die sich eine Art Wettstreit um den Einfluß auf den Stamm liefern. Alwina unterstützt dabei den verwachsenen, aber reichen Bodo, der den eigentlichen Herzog Uthard längst übertrifft. Ganz zum Schluß des Abschnitts taucht auch der Waldspringer Farald wieder auf, zusammen mit der Germanin Framhild, die schon im ersten Teil eine Rolle spielte.

Der dritte Abschnitt ("Framhilds Rache") schließlich ist völlig verworren. Mitunter hat man den Eindruck, nicht einmal der Autor versteht noch, was er da zu schildern versucht. Am Schluß sind viele Personen tot; klargeworden ist mir nur, daß Warbod und Uthard überlebt haben.

Das Werk bietet keine Germanentümelei im eigentlichen Sinne, sondern wirkt völlig ahistorisch. Der noch am ehesten zu verortende Schauplatz, das von Rom eroberte Gallien, erkennt man in Jansons Schilderung nicht wieder, und sein Germanien ist eine völlige Fiktion. Eine nähere Besprechung ist überflüssig.