Ernest K. Gann

The antagonists

New York : Simon & Schuster, 1970
dt. Übers.: Der Kampf um Masada : Lorbeer für die Besiegten. – München : Droemer Knaur, 1981

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Inhalt

1. In der iudaeischen Wüste belagert ein römisches Heer schon seit längerer Zeit die Festung Masada, auf die sich die letzten jüdischen Aufständischen zurückgezogen haben. Der römische Kommandeur Flavius Silva ist mit der jüdischen Gefangenen Schewa in seinem Zelt. Er kann ihre Liebe nicht erzwingen und befiehlt, sie fünfzig Legionaren zur Vergewaltigung vorzuwerfen (widerruft den Befehl aber sofort wieder). Während Silva am Morgen über sein Leben nachsinnt, kommt Pomponius Falco, der im Auftrag Vespasians den Gang der Belagerung kontrollieren soll. Silva empfängt ihn nicht gerade begeistert. Da wird bekannt, daß der jüdische Kommandant Eleasar wieder ein Wortduell mit Silva beginnen will. Silva, der dabei zumeist den kürzeren zieht, muß trotzdem darauf eingehen, weil sonst die Arbeit an der Belagerungsrampe stockt. Er läßt diesmal Falco eine Kapitulationsforderung Vespasians vortragen - mit dem Ergebnis, daß die Juden Falco mit Unrat übergießen.

2. Eleasar ben Jair, der Befehlshaber auf Masada, überdenkt die Situation der Belagerten: zwar könnten die Juden noch lange aushalten, aber die Rampe der Römer wächst unaufhaltsam weiter. Eleasar unterdrückt dennoch jeden Gedanken an Aufgabe.

3. Falco versucht, mit einem Brief an Titus' Geliebte Berenice gegen Silva zu intrigieren. Mit Elasasars Zustimmung verlassen einige Pharisäer unter Führung des Sidon Masada, um sich den Römern zu ergeben. Der Sadduzäer Esra begleitet sie, hat aber anderes im Sinn; er will durch Warnungen vor der großen Hitze die Moral der Römer erschüttern. Silva hält einen Kriegsrat mit seinen Offizieren ab. Danach erinnert er sich an den Abschiedsbrief, den ihm vor langer Zeit seine todkranke Frau schickte, bevor sie Selbstmord beging. Einige Legionare und Centurionen, die mit dem Gang der Belagerung unzufrieden sind, überlegen, mit Unterstützung Falcos gegen Silva zu meutern. Silva läßt Schewa wieder zu sich bringen. Sie überlegt, ob sie ihn mit einem bereitliegenden Messer töten soll, bringt es aber nicht fertig. Silva hatte sie absichtlich auf diese Probe gestellt und will jetzt, daß sie als seine Unterhändlerin auf den Berg steigt, um eine Unterredung zwischen ihm und Eleasar zu verabreden.

4. Eleasar fühlt sich vom Rat auf Masada in seiner Entscheidungsfähigkeit behindert. Er handelt eigenmächtig und läßt in der Nacht die jüdischen Arbeiter auf der Rampe angreifen. Falco spinnt seine Intrigen gegen Silva weiter und will dafür Schewa benutzen. Ein heißer Sandsturm bricht los, trotzdem inspiziert Silva die durch den Angriff der Juden unterbrochenen Arbeiten an der Rampe. Er erfährt von der drohenden Meuterei und läßt die Anführer sowie Esra und Sidon, in denen er die Anstifter sieht, zu sich bringen. Esra erweist sich beim Verhör als nicht einzuschüchtern und Silva überlegen. Dieser verzichtet darauf, die Juden hinzurichten, läßt aber die aufrührerischen Legionare in der Wüste aussetzen.

5. Cornelius und Albinus, die Lustknaben Falcos, beobachten, wie Schewa mit Hilfe des Centurio Rosanius Geminus heimlich das Lager verläßt und nach Masada hinaufklettert. Sie benachrichtigen ihren Herrn. Eleasar ist überrascht, als Schewa ihm das Angebot überbringt, sich mit Silva zu treffen, geht aber darauf ein. Silva wartet ungeduldig auf die Rückkehr Schewas. Er überlegt, ob er sie zu seiner Frau machen sollte, und liest einen vertraulichen Brief des Titus, der ihn unter anderem vor Falco warnt und den dringenden Wunsch nach einer schnellen Eroberung Masadas ausdrückt. Falco hat Schewa bei ihrer Rückkehr abgefangen und versucht, Silva zu erpressen. Silva geht nicht darauf ein, sondern läßt Falco in Ketten legen, um sich dann mit Eleasar zu treffen. Dieser ist zunächst mißtrauisch, bis er sieht, daß Silva tatsächlich allein gekommen ist. Das Gespräch zwischen den beiden führt freilich zu nichts. Cornelius und Albinus ermorden Falco.

6. Bei der Rückkehr von Masada erfährt Silva von Falcos rätselhaftem Tod. Er muß jetzt sehen, wie er Schewa aus der Hand von Falcos germanischer Leibgarde befreit, die sie irgendwo versteckt hält. Eleasar ist inzwischen überzeugt, daß die Römer siegen werden, und holt Rat bei der alten Abigail. Mit einer List kann Silva Schewa befreien. Als er wieder eine Nacht mit ihr verbracht hat, kommt die Meldung, daß die Rampe fertig ist.

7. Silva läßt vor Beginn der Bestürmung die Auspizien einholen. Belagerungsturm, Rammbock und Katapulte werden die Rampe heraufgezogen. Die jüdischen Verteidiger können dagegen kaum etwas unternehmen, zumal sie gegen die Sonne kämpfen müssen. Der Tribun Rubrius Gallus, der den Bau der Rampe und die Bestürmung geleitet hat, fällt durch einen Pfeilschuß. Eleasar läßt eine zweite Mauer hinter der bestürmten errichtet, die dem Rammbock besser standhält. Auch ein Versuch Silvas, sie in Brand zu setzen, scheitert und bedroht zeitweilig den römischen Turm.

8. In der Nacht vor dem endgültigen Sturmangriff der Römer läßt Eleasar Masada in Brand setzen und schlägt dann vor, daß alle auf dem Felsen sich selbst töten, um die Römer um ihren Sieg zu bringen. Diese finden dann zu ihrer großen Bestürzung und Enttäuschung nur noch die Leichen der Verteidiger Masadas, als sie es schließlich einnehmen. Auch Schewa nimmt sich in Silvas Zelt das Leben, weil sie den Römer nicht verlassen möchte, aber auch nicht zu ihm nach Italien gehen kann. Silva ahnt von ihrem Tod noch nichts, als er in gedrückter Stimmung von Masada heruntersteigt.

Bewertung

Die von Flavius Josephus überlieferte Geschichte der Belagerung Masadas, dessen Verteidiger samt ihren Familien lieber sterben wollten, als sich den Römern zu ergeben, ist in jüngster Zeit in ihrer historischen Faktizität angezweifelt worden, nachdem sie lange zu den Gründungsmythen des modernen Israel gehört hatte. Wie alle anderen romanhaften Darstellungen geht auch Gann von Josephus' Bericht aus, um eine anschauliche und durchaus spannenden Darstellung dieses erbitterten Konflikts zwischen Römern und Juden zu erreichen. Ihm lagen natürlich auch die Veröffentlichungen Yigael Yadins vor, der glaubte, bei seinen Ausgrabungen Josephus bestätigt zu haben. Nach Ganns sind übrigens noch einige weitere Romane über Masada erschienen.

Das Buch ist ganz auf die beiden Hauptpersonen Silva und Eleasar ausgerichtet, die den Lesern als recht komplexe Gestalten vorgeführt werden. Beide halten auf ihre Art unbeirrbar an dem fest, wofür sie einmal angetreten sind. Da ihre Positionen im Kern unvereinbar sind, können sie sich trotz gegenseitigen Respekts, wie er sich bei ihrem heimlichen Treffen zeigt, nicht verständigen.

Eleasar bleibt zum Schluß, nachdem er vorher wie Silva mit manchen Selbstzweifeln fertig werden mußte, der Überlegene, während der römische Feldherr nicht nur um den völligen Sieg betrogen wird, sondern auch die Frau verliert, die er liebt (wie vorher schon seinen Freund Rubrius Gallus). Diesen zweiten Schlag, der auf Silva wartet, schildert Gann nicht mehr, sondern überläßt ihn in einem geschickten Kunstgriff der Imagination des Lesers. (Freilich hat Gann einige Jahre später eine Fortsetzung geschrieben, in der Silva wieder die Hauptperson ist.)

Gegenüber Eleasar und Silva treten die anderen Gestalten des Romans etwas zurück. Einige von ihnen sind ebenfalls recht gut gezeichnet, so Schewa oder der von seiner Rampe besessene Tribun Rubrius Gallus. Andere erscheinen etwas flacher, wie der verdorbene Falco und seine Lustknaben oder der unbeirrbare Esra, der viel genauer zu wissen scheint, was mit den Römern zu machen ist, als der grüblerische Eleasar (Esras Tod bei der Belagerung wird dann nur in einem Nebensatz erwähnt). Aber auch hier finden sich zahlreiche gelungene Einzelbeschreibungen, und atmosphärisch ist der Roman meist sehr dicht.

Der historische Hintergrund ist im Vergleich zur Charakterzeichnung vor allem der Hauptpersonen weniger gut getroffen. Einige durchaus akzeptable Bemerkungen zur Lage des noch nicht gefestigten flavischen Kaiserhauses kontrastieren mit einer oft allzu pauschalen Sicht der römischen Herrschaft; freilich darf man nicht vergessen, daß Iudaea tatsächlich ein Sonderfall war, in dem eine wie auch immer geartete "Romanisierung" auf zähen, religiös motivierten Widerstand traf.

In diesem Zusammenhang finden sich einige sachliche Versehen:

Insgesamt kann der Roman trotzdem vor allem aufgrund seiner beiden Hauptfiguren als recht gelungen gelten, auf jeden Fall als unterhaltsam. Er ist denn auch 1981 als Miniserie verfilmt worden (mit Peter O'Toole als Silva, Peter Strauss als Eleasar und Barbara Carrera als Schewa); im deutschen Fernsehen lief nur eine Kurzfassung.

Weitere Meinungen

Twentieth-Century Romance and Historical Writers, sec. ed. (1990), S. 258-259:

"... a marvelous novel. The situation itself is very dramatic - a three-year siege by [Flavius] Silva's famed Roman 10th legion attempting to capture the Jewish stronghold [Masada] and the 960 zealots lead by Eleazar [ben Yair]; the ancient machines of war - catapults and attack towers moving up the giant ramp built with slave labor, all described as if Gann could actually see it. We can't truly know what Silva and Eleazar were like, but it is easy enough to accept Gann's portrayal of the two men as they hurl sardonic insults at each other from far above and far below. The natural accoustics of the place make this believable. The final scene is both exhilarating and tragic - as the Romans scale the mountain fortress only to discover the mass suicide of the zealots who preferred death to captivity."