Marion Zimmer Bradley

The forest house

London : Michael Joseph, 1993
London : Penguin Books, 1995.

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Inhalt

"Prolog": die Hohe Priesterin Caillean träumt vom Angriff der Römer auf die heilige Insel und erinnert sich an Eilan.

1. Die fünfzehnjährige Druidentochter Eilan und ihre kaum ältere Tante Dieda sind im Wald bei Deva unterwegs, als sie den in einer Fallgrube verletzten römischen Offizier Gaius finden, dessen Mutter eine Britin war. In diesem von Rom kaum unterworfenen Gebiet verheimlicht er seine Identität, auch als Eilans Vater Bendeigid und sein Stiefsohn Cynric seine Verletzungen versorgen.

2. Der allmählich genesende Gaius muß eine Zeitlang bei den Briten bleiben und ist vor allem von Eilan fasziniert, die ihn pflegt.

3. Der Oberdruide Ardanos (Eilans Großvater) sucht Lhiannon, die Hohe Priesterin der Göttin, in ihrem Heiligtum, dem Waldhaus, auf. Die beiden sind beunruhigt über die Lage in Britannien. Außerdem legt Ardanos der Priesterin nahe, ihre Nachfolgerin zu bestimmen.

Eilan erwacht am Morgen des Beltane-Festes, bei dem Dieda und Cynric ihre Verlobung bekanntgeben wollen.

4. Gaius geht mit Eilan, Dieda und Cynric zum Fest. Als die beiden Mädchen allein sind, erscheint Lhiannon und beruft die völlig überraschte Dieda zur Priesterin. Cynric, der zuvor Gaius vom Angriff der Römer auf das Heiligtum der Göttin auf Mona erzählt hat (er selbst ist ein "Rabe", einer der Söhne der vergewaltigten Priesterinnen) will Dieda aber nicht aufgeben, doch muß er jetzt wenigstens drei Jahre warten. Ardanos sucht Lhiannon auf, die schon halb in Trance für ihre Erscheinung auf dem Fest ist, und gibt ihr ein, gegen einen Aufstand gegen die Römer zu sprechen.

5. Eilan und Gaius, von den anderen alleingelassen, kommen sich bei der Unterhaltung über das Fest näher. Er gesteht ihr seine wahre Identität und verspricht, um ihre Hand anzuhalten. Eilan spürt, daß etwas sie verbindet. Mit dem Erscheinen der Priesterin erreicht das Fest seinen Höhepunkt. Am nächsten Morgen reist der genesene Gaius ab.

6. In Legionslager von Deva wird Gaius von seinem Vater, dem Praefectus castrorum Macellius, empfangen, der seinen Sohn in seinen Stab versetzen lassen möchte, um seinen Aufstieg zu fördern. Als Gaius ihm erzählt, daß er eine Britin, die Tochter eines Druiden gar, heiraten möchte, spricht Macellius sich strikt dagegen aus, nicht zuletzt wegen seiner eigenen unglücklichen Verbindung mit einer britischen Prinzessin, Gaius' verstorbener Mutter.

7. Auch Bendeigid ist gegen eine Heirat seiner Tochter mit dem Römer, als er von Macellius ein förmliches Gesuch erhält. Eilan wird zu ihrer Schwester Mairi geschickt, die ihr zweites Kind erwartet. Als Helferin bei der Geburt erscheint auch die Priesterin Caillean, die Eilean verrät, daß Dieda aus Versehen an ihrer Stelle auserwählt wurde. Mairi bringt eine Tochter zur Welt.

8. Irische und caledonische Räuber überfallen den Hof von Mairi. Caillean kann sie so einschüchtern, daß sie den Frauen nichts antun. Danach unterhält die Priesterin sich mit Eilan, der sie auch ihr größtes Geheimnis anvertraut: sie ist als Kind in Irland vergewaltigt worden und dürfte demnach gar nicht Priesterin sein, doch die Göttin hat die Verletzung des Gebots der Jungfräulichkeit anscheinend zugelassen. Eilan soll mit Caillean ins Waldhaus kommen.

Gaius ist auf Befehl seines Vaters mit dakischen Reitern unterwegs, um Bendeigid vor den Räubern zu beschützen, doch er kommt zu spät und findet den Hof des Druiden niedergebrannt vor, ohne Anzeichen von Überlebenden.

9. Bendeigid bringt seinen beiden Töchtern die schlimme Nachricht: seine Frau Rheis und die jüngste Tochter Senara sind tot (oder, noch schlimmer, von den Iren entführt). Er bringt die Frauen zum Waldhaus, wo Eilan im Haus der Jungfrauen aufgenommen wird. Lhiannon, Ardanos und seine Familie rufen mit einem Zauber den weit entfernt weilenden Cynric herbei.

10. Eilan wird zur Priesterin ausgebildet und lernt das geheime Wissen der Vorzeit.

11. Beim Beltanefest drei Jahre später, bei dem Gaius in offizieller Mission zugegen ist, trifft er wieder auf Eilan, kann sich mit ihr aber nicht unterhalten, weil andere Priesterinnen dabei sind. Ein junges Mädchen wird im Waldhaus aufgenommen, und Eilan soll sich mit seinen römischen Verwandten in Verbindung setzen.

12. Der Onkel der jungen Valeria-Senara ist Macellius' Sekretär, und so treffen sich Gaius und Eilan unter dem Vorwand, Neuigkeiten über das Mädchen auszutauschen. Auch diesmal können sie nur kurz und nicht offen reden, weil auf Eilans Wunsch Caillean dabei ist. Schon dieses Gespräch erregt den Zorn Lhiannons, und sie verbannt Caillean für einige Zeit in eine Einsiedelei.

13. Nach Cailleans Rückkehr, am Vollmond vor Samaine, soll Eilan die Eide einer Priesterin ablegen, doch vorher muß sie eine Prüfung bestehen. Als sie allein durch den nächtlichen Wald irrt, hat sie eine Vision: ihr erscheint der Merlin von Britannien, viel mächtiger als die jetzigen Druiden, und sagt ihr Schicksal voraus.

14. Gaius zieht es in seinem Urlaub wieder in die Gegend, wo er Eilan getroffen hat, und beim Beltane-Fest treffen die beiden sich wieder. Diesmal ist keine andere Priesterin dabei, und Eilan vereint sich mit Gaius, nachdem auch die Prophezeihung darauf gewiesen hat.

15. Nach einiger Zeit merkt Eilan, daß sie schwanger ist, und vertraut sich Caillean an, die ihr eine wahre Freundin geworden ist. Lhiannon ist ärgerlicher, als sie das Vorgefallene erfährt, und erst recht Ardanos sieht alle seine Pläne mit Eilan durchkreuzt, so daß er Eilan sogar mit dem Tode droht.

16. Auch Macellius ist erzürnt, als Ardanos ihm von der Tat seines Sohnes berichtet, und schickt Gaius nach Londinium, wo er gemäß einer alten Verabredung Julia, die Tochter des Procurators Licinius, heiraten soll. Julia hat ihren eigenen Kopf und will Gaius nur heiraten, wenn er sich klargeworden ist, daß er keine andere begehrt.

17. Die immer kränklicher gewordene Lhiannon stirbt. Auf dem Totenbett beruft sie Eilan zu ihrer Nachfolgerin, was sogar Ardanos akzeptieren muß; für die Zeit, wenn sich Eilans Schwangerschaft nicht mehr verbergen läßt, soll die ihr sehr ähnlich sehende Dieda an ihre Stelle treten (Dieda stellt die Bedingung, daß sie danach das Waldhaus verlassen kann). Eilan übersteht ihren ersten Auftritt als Stimme der Göttin beim Orakel.

18. Gaius reist zum Statthalter Agricola in den Norden, der gegen die letzten freien Stämme der Caledonier kämpft. Am Mons Graupius kommt es zu einer Entscheidungsschlacht, bei der Gaius verwundet wird. Trotzdem gelingt es ihm, den auf der Gegenseite kämpfenden Cynric gefangenzunehmen (Bendeigid, ebenfalls dort, entkommt).

19. Als Agricola nach seinem Sieg Britannien verläßt, reist Gaius erst nach Deva und dann zum Waldhaus. Caillean bringt ihn zur einsam im Wald lebenden Eilan, die gerade ihren Sohn geboren hat. Gaius ist glücklich, muß sich aber in sein Schicksal fügen: Eilan bleibt Priesterin.

20. Gaius hat erkannt, daß er für Eilan, ihren Sohn Gawen und die Briten insgesamt am besten sorgen kann, wenn er gemäß dem Wunsch seines Vaters im römischen Dienst aufsteigt, und ist nun bereit, Julia zu heiraten. Ardanos nimmt Eilans Kind weg und läßt sich nur schwer von Caillean dazu bringen, Gawen bei ihr im Waldhaus zu lassen. In Londinium heiratet Gaius Julia nach alter römischer Sitte.

21. Eilan kehrt in das Waldhaus zurück; Gawen wächst zwar dort auf, sie darf ihn aber nicht als ihr Kind anerkennen. Auch Julia ist schwanger und bringt eine Tochter zur Welt. Bendeigid bittet Eilan um die Unterstützung des Orakels bei einem bevorstehenden Aufstand gegen Rom. Als Julia erneut schwanger ist, verläßt Gaius Britannien, um mit der 2. Legion in den Dakerkrieg Domitians zu ziehen.

22. Nach vier Jahren kehrt Dieda als ausgebildete Bardin aus Irland in das Waldhaus zurück. Ein Aufstand der "Raben" wird von Rom niedergeschlagen. Dafür wird auch Gaius nach Britannien zurückgerufen, der mit seinen Soldaten das Mitsommerfest auflöst, als Eilan gerade ein Orakel für den immer noch rachedurstigen Cynric gibt.

23. Gaius besucht seinen jetzt pensionierten Vater und reist nach Rom, wo er einige hochrangige Verbindungen anknüpft, allerdings mit Kreisen, die Kaiser Domitian sehr kritisch gegenüberstehen.

24. Eilan belebt mit Hilfe von Caillean und Dieda alte Riten wieder. Gaius ist als Versorgungsprocurator wieder in Britannien, wo Julia ihm weitere Töchter geboren hat. Einen Sohn, mit dem sie schwanger ist, verliert sie, als eine der Töchter umkommt. Gaius trifft den Einsiedler Petros, der in der Hütte wohnt, wo Eilan ihren Sohn zur Welt gebracht hat.

25. Die Stammeskönigin Brigitta wird als potentielle Aufrührerin von den Römern festgenommen. Ihre kleinen Töchter bringt Cynric ins Waldhaus. Eilan muß mit Macellius aber abmachen, sie nach einiger Zeit den Römern zu übergeben, was Caillean verärgert akzeptieren muß.

26. Caillean hat eine Art Todesahnung. Am Mitsommerfest prophezeiht Eilan, daß die Herrschaft der Römer auch ohne Widerstand der Briten eines Tages zu Ende gehen wird. Caillean soll im "Sommerland" ein neues Haus der Jungfrauen aufbauen. In Rom wächst der Widerstand gegen Domitian. Julia gerät unter den Einfluß des Christen Petros und will zukünftig keusch leben.

27. Die herangewachsene Valeria-Senara bringt Brigittas Kinder zu den Römern und trifft dabei Gaius, den sie auch bei einem christlichen Gottesdienst wiedersieht, an dem sie ebenso teilnimmt wie Gaius' Familie. Caillean zieht mit einigen jungen Priesterinnen in den Süden und gründet das Jungfrauenhaus, bei einem heiligen Turm, wo sich auch christliche Einsiedler niedergelassen haben.

28. Ardanos stirbt (als seinen Nachfolger bestimmen die Druiden Bendeigid). Gaius besucht Eilan, verärgert sie aber mit dem ungeschickten Angebot, sie und Gawen bei sich aufzunehmen. Cynric beschuldigt Eilan, für die Interessen der Römer zu arbeiten, und wird von Eilans Leibwächter getötet. Gaius macht Valeria-Senara einen Heiratsantrag.

29. Nach der Ermordung Domitians ist die Stimmung in Britannien gespannt. Eilan hat eine Todesahnung. Caillean spürt dies und will zu ihrer Freundin reisen, doch wird sie unterwegs von Räubern überfallen. Valeria-Senara gesteht Eilan, daß ein Mann ihr einen Antrag gemacht hat, doch als Eilan merkt, daß es Gaius ist, schickt sie ihn wütend fort. Gaius betrinkt sich, bis er erfährt, daß römische Legionäre einen Angriff auf die Priesterinnen im Waldhaus planen. Eilan bittet Valeria-Senara, sich um Gawen zu kümmern und dafür wenn nötig sogar Gaius zu heiraten.

30. Caillean erkennt, daß sie nach der Verzögerung durch den Überfall nicht mehr zum Samaine-Fest eintreffen wird. Gaius versucht, zwei Legionäre vom Überfall auf das Waldhaus abzuhalten, wird aber selbst als Eindringling festgenommen und zu Eilan gebracht, der Bendeigid gerade nahelegt, zum Aufstand gegen Rom aufzurufen. Der Druide plant, Gaius am Fest hinzurichten und dadurch das Signal zum Aufstand zu geben. Eilan schreitet ein und berichtet ihrem Vater auch von ihrem Sohn, was Bendeigid bisher nicht wußte. Als Gaius getötet wird, sind er und Eilan sich näher denn je. Bendeigid will auch seine Tochter umbringen, die noch einmal ihre Prophezeihung vom Ende der römischen Herrschaft in ferner Zukunft und der Vermischung des britischen und römischen Blutes verkündet; doch Eilan stirbt an einem Schlag, bevor ihr Vater sie anrühren kann.

"Epilog": Caillean erreicht das Waldhaus erst, als der Aufruhr sich gelegt hat. Senara will in der Hütte von Petros einen Konvent christlicher Jungfrauen gründen, und Caillean nimmt Gawen mit sich in das Sommerland, in das Tal namens Afallon.

Bewertung

Die amerikanische Autorin Marion Zimmer Bradley war in den letzten Jahren sehr erfolgreich mit ihren feministisch geprägten Romanen, die von der geradezu schon klassischen matriarchalischen Vorstellung einer aus Urzeiten (Atlantis!) stammenden Göttin mit weiblicher Priesterschaft ausgehen, die von der ignoranten Männerwelt immer mehr verdrängt wurde. Diese Ideen brauchen hier nicht näher kommentiert zu werden. Kontext solcher Sätze wie "By the vows I have taken, all women are my sisters" (Caillean, S. 124) ist offenkundig eher der zeitgenössische feministische Diskurs als die Realität des römischen Britannien im ersten Jahrhundert. Priesterinnen wie Caillean werden dargestellt als Hüterinnen des nur unter den weisen Frauen weiterzugebenden Wissens, z. B. in der Heilkunst, aber auch in der Astronomie (heliozentrisches Weltbild!). Natürlich sind sie auch "ökologisch" eingestellt und schonen die Natur, anders als die Männer, von denen selbst die Druiden nur noch einen Teil der alten Weisheit besitzen.

Der vorliegenden Band ist der chronologisch erste (aber als zweiter erschienene) einer Trilogie, die auf die skizzierte Weise die Artus- und Merlin-Sage umdeutet. Das Werk (dessen Handlung sich in einigen Zügen an Bellinis Oper Norma anlehnt) spielt somit eher in einer Nebenwelt zur historischen Realität, es ist aber in einer klar bestimmbaren Epoche (der flavischen Zeit von etwa 70 bis 96 n. Chr.) angesiedelt und läßt auch historische Personen auftreten, unter denen hier nur der Historiker Tacitus erwähnt sei. Er bleibt allerdings wie die meisten anderen Römer sehr blaß und ohne eigene Persönlichkeit. Seine Anwesenheit bei den Feldzügen Agricolas ist rein fiktiv, und die Lebensbeschreibung seines Schwiegervaters hatte er in den letzten Jahren Domitians noch nicht geschrieben (S. 441).

Auch sonst gibt es eine Reihe von sachlichen Versehen, von denen einige schon im vorangestellten Personenverzeichnis auffallen:

Die anschließende Karte zeigt eine Provinzteilung in Britannien, wie es sie im 1. Jahrhundert noch längst nicht gab.

Weitere Ungenauigkeiten im Text wären etwa

Die Schilderung des Provinzlebens und der militärischen Einrichtungen ist teilweise dennoch überraschend gut.

Weitere Meinungen

Unbekannt (T. Brown?), http://www.avnet.co.uk/home/amaranth/Critic/MZB1.htm:

"... Bradley's historical research seems impeccable; her Roman Britain may have fantastical elements, but it is rooted in fact - although there's a tendency to be either pedantically precise or mystically vague. ... As a historical novel, however, The Forest House is not wholly successful. Perhaps this is because it is not entirely focussed within the Romano-British world which is its setting. ... Bradley's characters occasionally appear to be no more than mouthpieces for authorial comments on current concerns - deforestation, ethnic cleansing, female priests - which seem not only anachronistic but largely irrelevant to the events of the novel ..."