Paul Albrecht

Arminius-Sigurfrid : der Roman des deutschen Volkes

Leipzig : Mathes & Thost, 1920; Berlin : Hallig-Verl. 1935

(Direkt zur Inhaltsangabe)

Bewertung

Eines der zahlreichen germanentümelnden Werke über Arminius, wie oft mit Elementen der Siegfriedsage. Die Vermengung ist nicht unbedingt gelungen, erstreckt sich aber auch nur über kleine Passagen der Geschichte.

Geschrieben wurde das Buch lange vor dem Dritten Reich, dem sich der Autor im Nachwort der Neuausgabe freilich anbiedert:

„Ein neues Blatt der Weltgeschichte ist aufgeschlagen. Die Überschrift lautet: ‚Das Dritte Reich‘. Unser Tun und lassen wird auf der ersten Seite geschrieben. Wenn wir unsere Sendung recht begreifen, dann haben wir wieder da anzufangen, wo das Erste Reich begonnen hat, das Gebäude germanischer Größe aufzubauen und artfremde Bausteine herauszureißen.“

Noch zu prüfen wäre, ob Passagen des Buches in der Neuausgabe verändert sind.

Der Führergedanken wird nicht ganz so plump eingehämmert wie bei anderen Werken dieser Art, es gibt sogar eine gewisse Kritik an der Alleinherrschaft, die dadurch erleichtert wird, daß keine offensichtliche Angleichung Arminius-Hitler stattfindet.

Teilweise wird eine poetisierende Sprache verwendet, die genretypisch ist. Etwas uneinheitlich sind die Bezeichnungen der germanischen Götter (Wotan neben Odin).

Es gibt einige anachronistische oder unhistorische Ausdrücke und Realien: „Samariterwerk“ (178); eine Toga als Jagdgewand! (56); „Marsilia“ soll angeblich in Italien gelegen sein; die „Ubierstadt Colonia“ (186); der Mithraskult war keine römische Staatsreligion; „Reiterkohorten“ (150); beim Heer des Varus war keine 21. Legion (151); römische Truppen führten keine Metallschilde (154); „Sentinus“ (recte: Sentius) Saturninus. Varus stürzt sich nicht in sein Schwert, sondern wird von einem germanischen Speer getötet; sein Haupt wird erst Jahre später an Marbod übersandt.

Literatur

Barndt, in: Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen. Bd. 76, 1934, Heft 23, S. 369 (online bei SPO).

Inhalt

Der blinde Skalde Tangristmund lebt zusammen mit seiner Nichte Hartlind und ihrem Verlobten Ingognir in der Waldschmiede. Dort erscheint mit seinen Begleitern der Cherusker Sigurfrid; wie sich herausstellt, ist er ein Verwandter Ingognirs. Als das benachbarte Dorf von den Römern überfallen wird, eilen Sigurfrid und Ingognir zu Hilfe und können in heldenhaften Kampf die Eindringlinge in die Flucht schlagen.

Im Nordland trifft Sigurfrid die walkürenhafte Skiöldruna, die sich jedem männlichem Werben tatkräftig widersetzt. Doch Sigurfrid gelingt es, sie zu bezwingen. Nach einigen Wochen Ehe verläßt Sigurfrid Skiöldruna wieder, weil er nicht ertragen kann, von ihr ausgehalten zu werden.

Ingognir, Hartlind und Tangristmund erhalten Besuch von Sigurfrids Mutter Ingwint. Ingognir begleitet sie zurück ins Cheruskerland, wo er die junge Liutgilt trifft, die gegen ihren Willen mit einem Römer verheiratet werden soll. Liutgilt ist auch die erste, auf die der zurückkehrende Sigurfrid trifft. Er besucht seinen Onkel Segestes, bei dem gerade einige vornehme Römer zu Gast sind, unter ihnen Sigurfrids Bruder Sigifer, der als römischer Tribun jetzt den Namen Julius Flavus trägt. Sigurfrid folgt seinem Vorbild und tritt als Offizier in den Dienst der Römer.

Sigurfrid, jetzt unter dem Namen Arminius, dient im Heer des Statthalters Varus in Ägypten. Er ist maßgeblich daran beteiligt, einen Überfall auf das römische Lager zurückzuschlagen, nachdem ihn eine in ihn verliebte Frau gewarnt hat.

Römische Truppen ziehen gegen Marbod durch Germanien. Ein Kriegstribun mit seinen Leuten quartiert sich in Ingognirs Hof ein, als der Hausherr gerade auf der Jagd ist. Er wird bei Hartlind zudringlich; sie wehrt sich, ersticht einen Römer, erliegt aber der Übermacht. Der Tribun bringt auch ihre Kinder um und zündet den Hof an sowie das ganze Dorf. Als Ingognir zurückkehrt, schwören er, der Barde und die Überlebenden den Römern furchtbare Rache. Etwas später kommt Arminius mit seiner Kohorte in die Gegend und ist erschüttert, als er das Vorgefallene erfährt.

Ingognir reist als Hausierer getarnt durch Germanien, um heimlich den Aufruhr gegen die römische Herrschaft zu schüren. Er kommt auch zum Sitz des Segestes, wo er dessen Sohn Segsithager trifft, der als Priester an den römischen Ubieraltar gehen soll und ausweicht, als Ingognir ihm Verrat an seinem Volk vorwirft. Ganz auf Seiten Ingognirs steht Segsithagers Schwester Thusnelda, die in Arminius verliebt ist, wovon dieser aber noch nichts ahnt. In Marsilia erholt sich Arminius von einer schweren Verwundung. Dort sucht ihn Ingognir auf und versucht, ihn von seiner Pflicht gegenüber seinem Volk zu überzeugen. Arminius erkennt schließlich seine Aufgabe und scheidet aus dem römischen Militärdienst aus, um in die Heimat zurückzukehren.

Varus hält einen Gerichtstag ab. Arminius protestiert, anders als Segestes, gegen die harten Urteile. Auch Liutgilt, jetzt Witwe eines römischen Offiziers, ist angeklagt. Varus will sich an ihr rächen, weil sie ihn zurückgewiesen hat. Bei einer letzten Unterredung mit Arminius, bevor sie gepeitscht und hingerichtet werden soll, gibt sie sich den Tod. Arminius wird jetzt zum heimlichen Führer der Aufstandsbewegung. Als Varus das Heiligtum der Ostara schändet, ist der Zeitpunkt der Erhebung gekommen, doch noch gibt sich Arminius als ein Vertrauter des Römers. Bei einem Festgelage bezichtigt ihn Segestes des Verrats und fordert Varus auf, sie beide in Ketten legen zu lassen, bis das römische Heer seine sicheren Winterquartiere erreicht hat, doch Arminius kann dies verhindern.

Der Aufstand bricht los, als Varus wieder eine Gerichtsverhandlung durchführt. Er kann sich noch ins Lager retten, gibt den Legionen aber den Befehl auszurücken. Auf dem Marsch, durch den Troß sehr behindert, werden die Römer immer wieder von den Germanen überfallen. Arminius ist ihr Anführer. Er hat Segestes gezwungen mitzumachen; außerdem sind Chatten, Marser und die südlichen Cherusker dabei. Die Legionen setzen sich mit aller Disziplin und Kampferprobung zur Wehr, doch im unwegsamen Gelände müssen sie den Germanen unterliegen, zumal Unwetter losbrechen. Schließlich fällt auch Varus, von einem germanischen Speer durchbohrt. Die Germanen feiern ihren Sieg und lassen Arminius-Sigurfrid als ihren Führer hochleben.

Vier Jahre später besuchen Ingognir und Arminius den Sänger in seiner Schmiede. Sie sind in Sorge über die Uneinigkeit unter den Germanen. Vor allem Segestes hält es trotz seines nach der Varusschlacht geschworenen Eids wieder mit den Römern und versucht, die Cherusker gegen Arminius aufzubringen. Dies gelingt ihm jedoch nicht, er wird in Ketten gelegt und als Verräter verurteilt; Arminius schenkt ihm sein Leben. Arminius besucht Frau und Tochter des Segestes. Er und Thusnelda erkennen, daß sie füreinander bestimmt sind, und nach einigen Monaten feiern sie Hochzeit. Dabei versöhnt sich Arminius wieder mit Segestes. Das häusliche Glück von Arminius und Thusnelda wird gestört, als ein Priester der Marser mit der Nachricht von Germanicus' heimtückischen Überfall auf ein religiöses Fest kommt. Arminius bricht sofort auf; die schwangere Thusnelda hat die schlimme Vorahnung, daß sie sich nie wiedersehen werden. Bei einem Zusammentreffen versucht der wieder auf Seiten Roms getretene Segestes vergeblich, Arminius gefangenzunehmen. Thusnelda wird von ihrem eigenen Vater gewaltsam entführt, zusammen mit dem Silberschatz des Varus, den die Germanen nach der Schlacht Arminius zuerkannt hatten. Dafür flieht Segsithager aus dem römischen Priesterdienst und schließt sich Arminius an. Segestes zieht sich mit seinen Anhängern und Geiseln, darunter Thusnelda und Segsithager, auf eine Fluchtburg zurück, wo ihn Arminius belagert, bis er sich vor dem Herannahen der römischen Heere zurückziehen muß. Germanicus bringt Segestes und seine Leute über den Rhein, wo Thusnelda in Gefangenschaft den Sohn des Arminius zur Welt bringt. Arminius versucht, alle Germanen gegen Rom zu vereinen, und beruft eine Versammlung am Ort der Varusschlacht. Doch der eingeladene Markomannenkönig Marbod erscheint nicht; ein Bote soll ihn noch zu überreden versuchen und führt das Haupt des Varus mit. Germanicus besichtigt den Ort der Varusschlacht, muß sich nach einem erbitterten Gefecht mit den Germanen aber zurückziehen. Die vier Legionen seines Legaten Caecina werden in einem Sumpfgebiet von Arminius angegriffen und können sich nur mit Mühe und unter starken Verlusten retten, während das Heer des Germanicus an der Küste in einen vernichtenden Sturm gerät.

Im nächsten Jahr rückt Germanicus mit einem riesigen Heer wieder nach Germanien vor. An der Weser trifft er auf Arminius, der sich vom nach wie vor für Rom kämpfenden Flavus nicht zur Aufgabe bewegen läßt. Einige schwere Gefechte gehen unentschieden aus, zuletzt am Angrivarierwall, bis die Römer sich wieder zurückziehen und durch Stürme erneut schwere Verluste erleiden.

Arminius widmet sich weiter der Aufgabe, die Einheit der Germanen unter seiner Führung zu erhalten. Aus Rom bekommt er Nachricht, daß seine Frau im Triumphzug mitgeführt wurde, den Germanicus feierte, als ob er tatsächlich Erfolge aufzuweisen habe. Arminius und Ingognir bieten die Cherusker zum Kampf gegen Marbod auf. Nach erbitterter Schlacht zieht der Markomannenkönig sich zurück und wird von vielen Verbündeten verlassen.

Als der zurückgezogen lebende Ingognir hört, daß cheruskische Edle danach streben, Arminius die Königswürde zu geben, ist er empört und befürchtet Krieg und Unterdrückung des Volkes. Er führt ein Streitgespräch mit Arminius, nach dem die beiden unversöhnlich auseinandergehen. In Rom lehnt Tiberius das Angebot eines chattischen Überläufers ab, Arminius ermorden zu lassen. Ingognir geht nach Norden. An der Elbe trifft er die nordische Walküre, der er von Arminius erzählt. Sie stachelt ihn an, ein Brutus zu werden. Ingognir kehrt zurück und ermordet Arminius, der ihn aber mit in den Tod nimmt. Skiöldruna nimmt sich das Leben.

In Ravenna lebt Thusnelda mit dem sechsjährigen Thumelicus unter Bewachung. Ein Vertrauter des Arminius bringt die Nachricht von seinem Tod und von Kämpfen, die unter den Germanen ausgebrochen sind. Ihrem Sohn erzählt Thusnelda von der Heimat. Jahre später will Thumelicus sich in einer germanischen Zeremonie zum Mann machen lassen. Dafür erscheint sogar Italicus, der Sohn des Flavus, und bekennt sich zu seiner germanischen Herkunft.

21. Juni 2015: Literatur ergänzt; Reihenfolge umgestellt.