Karl Adam-Kappert

Feuer lodern im Grenzland

1. Teil zuerst: Albruna : eine Erzählung von Kampf und Schicksalsnot in altgermanischen Tagen. - Stuttgart : Loewe, 1923.

2. Teil zuerst: Ingomar : ein Heldenleben aus altgermanischer Vorzeit. - Ebda., 1925.

Sammelband aller drei Teile zuerst: Die Feuer lodern! : Erzählung von Kampf und Schicksalsnot, Sitten und Gebräuchen unserer germanischen Vorfahren. - Ebda., 1934.

Zuletzt: Feuer lodern im Grenzland : eine Erzählung von Kampf und Schicksalsnot, Sitten und Brauchtum unserer germanischen Vorfahren. - Ebda., 1940.

(Direkt zur Bewertung)

Inhalt

1. "Der Speerträger des Gaukönigs"

Dem alten sugambrischen Krieger Iring überbringt Ingomar, der Speerträger des Gaukönigs, Nachricht von einem befürchteten Angriff der Römer. Die beiden erinnern sich, wie sie vier Jahre zuvor eine römische Legion unter Lollius geschlagen haben.

Zum Beginn der zwölf Rauhnächte nach der Wintersonnenwende haben sich die Nachbarn und Ingomar in Irings Halle versammelt. Sie unterhalten sich über die Bräuche dieser festlichen Zeit. Auch Irings Tochter Albruna ist mit den Vorbereitungen beschäftigt. Die Feier beginnt; Albruna als Priesterin erzählt die Geschichte vom Tod des Lichtgottes Baldur. Dann wirft sie die Runenstäbe und erschrickt, als diese einen Angriff der Römer vorhersagen. Iring läßt seine Sippengenossen einen Eid schwören, für die Verteidigung der Heimat zu kämpfen. Mit der Priesterin ziehen alle zum heiligen Hain, wo Albruna noch einmal vor den Römern warnt. Und es erscheint auch prompt eine römische Streifschar, die Geschenke überbringen und die Germanen zum Kriegsdienst für Rom auffordern will. Ingomar und seine Gefährten lehnen dies scharf ab, auch als die Römer, unter denen sich der germanische Überläufer Rothari befindet, mit Krieg und der Geiselnahme Albrunas drohen. Bei der Julfeier versucht Ingomar zu erkunden, ob Albruna ihm gewogen ist, doch sie weicht aus und führt ihre Verpflichtung als Priesterin an.

Während des Winters erzählt Albruna den Kindern Geschichten. Ihr Bruder Rolf erlegt einen aus dem Winterschlaf erwachten Bären. Zusammen mit Ingomar geht Rolf auf die Jagd und rettet ihn vor dem Tod durch Schlangenbiß.

Im Frühjahr fallen die Römer ein. Die Germanen treten ihnen vereint unter Führung des Gaukönigs Berthar entgegen, der vor der Schlacht die germanischen Tugenden von Zucht und Gehorsam beschwört. Der Überfall auf das römische Lager gelingt; die von mehreren Seiten angreifenden Germanen schlagen die Legionäre in die Flucht. Der Adler wird erobert, der Legat fällt. Rolf wird dabei schwer, Ingomar leicht verwundet.

Während Rolfs Genesung nur langsam voranschreitet, kommen sich Ingomar und Albruna näher. Zur Verlobung erhalten die beiden von Berthar eine Hufe geschenkt.

2. "Ingomar, der Held"

Der Sugambrer Ingo erlegt auf der Jagd einen Elch. Er ist der Vater Ingomars, der in sein Elternhaus zurückkehrt und von seiner bevorstehenden Hochzeit mit Albruna berichtet. Zusammen mit Knechten des Vaters rodet Ingomar den Platz für sein zukünftiges Gehöft.

Beim großen Frühlingsfest des Stammes waltet Albruna zum letzten Mal ihres Amtes als Priesterin. Dann finden Wettkämpfe statt und ein Thing unter Leitung Berthars. Dabei wird unter anderem der Verräter Rothari für friedlos erklärt. Schließlich vollzieht Berthar mit der Brautweihe die Vermählung Albrunas und Ingomars.

Ingomar und Albruna haben zwei Kinder bekommen und erfreuen sich ihres häuslichen Glücks, bis die Übergriffe der Römer wieder überhand nehmen. Deswegen schickt Ingomar seinen Knecht Volkmar, einen ehemaligen Freien, als Kundschafter zu Germanen und Römern aus. Unter Führung Ingomars greifen die Sugambrer das Lager an, von dem aus die Römer ihre Raubzüge unternehmen, und erringen in hartem Kampf einen vollständigen Sieg. Der Verräter Rothari wird gefangen und zum Tod durch Versenken im Moor verurteilt.

Ingomar ist weiter besorgt über die Versuche der Römer, Einfluß im Lande zu gewinnen, und unterhält sich mit dem aus römischem Kriegsdienst zurückgekehrten Sieghart.

Ingomar ist mit seinem zwölfjährigen Sohn Ingobert auf der Jagd. Der Junge nimmt zwei Frischlinge aus einem Wildschweinlager und entkommt den Elterntieren durch beherzte Flucht auf einen Baum. Iring stirbt und wird in einem Hügelgrab beigesetzt. Ingomar, der von manchen verdächtigt wird, die Königswürde anzustreben, versichert seiner Frau, daß er mit lauteren Absichten für die Freiheit Germaniens eintritt.

Mißgünstige verleumden Ingomar bei Berthar, er verhandle heimlich mit dem römischen Feind. Der Beschuldigte tritt ihnen entgegen und versichert die Lauterkeit seines Tuns.

Als Ingomar wieder mit seinem Sohn auf der Jagd ist, schießt ihn ein römischer Spion aus dem Hinterhalt mit einem Pfeil nieder. Ingobert, der seinem Vater gerade die Nachricht überbringen wollte, daß er zum neuen Gaukönig gewählt ist, muß ihm in die Hand versprechen, ihn zu rächen. Knechte bringen Ingomars Leiche zu Albruna.

3. "Der Knechtschaft entronnen"

Unter den Sugambrern, die die Römer aus ihrer Heimat auf das linke Rheinufer verschleppt haben, ist auch die Familie Albrunas, begleitet vom treuen Hausverwalter Dietwalt. Die Witwe findet Trost in der Liebe ihrer Kinder.

Albruna plant die Flucht aus der römischen Herrschaft. Mit ihrer Sippe (freilich ohne die wehrfähigen Männer, die für Rom Dienst leisten müssen) bricht sie heimlich auf und überschreitet auf einer halbabgebrochenen Brücke den Rhein. Im Land der Marser gelangen die Flüchtlinge zum Anwesen des Herzogs Malowend, von dem sie gastfreundlich aufgenommen werden. Albruna vertritt bald die Stelle der Hausfrau, und Malowend kümmert sich um Ingobert, als sei er sein eigener Sohn (den die Römer als Geisel halten). Er zeigt ihm das Heiligtum der Tanfana, das die Römer unter Germanicus verwüstet haben.

Bei einem Jagdausflug kann Ingobert dem Herzog das Leben retten, als er von einem Bären angegriffen und verwundet wird. Mit ihren Kindern besucht Albruna noch einmal die alte Heimat der Sugambrer; am Grab seines Vaters schwört Ingobert, für die Freiheit des germanischen Volkes zu kämpfen.

Malowend schenkt Ingobert zum Dank für die Rettungstat nicht nur das Bärenfell, sondern auch einen in der Varusschlacht erbeuteten Legionsadler. Römische Soldaten überbringen dem Herzog die Nachricht vom Tod seines Sohnes in der Gefangenschaft. Malowend bestimmt den inzwischen volljährig gewordenen Ingobert in feierlichem Thing zu seinem Sohn und Nachfolger. Mit Malowends Tochter verheiratet, wird Ingobert nach dem Tod seines Schwiegervaters zum neuen Herzog der Marser.

Albruna lädt ihre noch lebenden Verwandten zu sich ein. Ingobert reitet seinem Onkel Rolf entgegen. Dabei überfällt ihn ein Wolfsrudel und verwundet ihn. Rolf bringt ihn zur Hütte des finsteren Hariobrand. Nachdem Ingobert im Wundfieber von der Ermordung seines Vaters phantasiert, erkennt Rolf, daß Hariobrand der Mörder Ingomars ist.

Ein Sippenrat beschließt, die Blutrache durchzuführen. Anstelle des geflohenen Hariobrand wird sein Sohn Hariowald zum Zweikampf mit Rolf geladen. Während des Kampfes erscheint Hariobrand und wird vom Schlag getroffen. Der wieder genesene Ingobert herrscht noch lange als Herzog und sorgt für das germanische Volk.

Bewertung

Die drei einzelnen, später in einem Sammelband vereinigten Erzählungen sind über weite Passagen sehr didaktisch, wenn germanische Bräuche, Kleidung, Namen usw. erläutert werden; dies geht bis hin zu wörtlichen Zitaten aus Tacitus' Germania. Die ganze Machart wirkt vor allem dort lächerlich, wo sich Personen über Dinge unterhalten, die ihnen eigentlich selbstverständlich sein sollten. Viele von diesen antiquarischen Einzelheiten werden mehrfach angeführt, was wohl auch daran liegt, daß die drei Teile des Werks ursprünglich einzeln veröffentlicht waren und der Autor für den Sammelband keine durchgreifende Redaktion vorgenommen hat. Literarisch ist das Werk eher anspruchslos; die Personen erscheinen generell ohne Eigenleben, vielmehr rein schematisch.

Der historische Hintergrund bleibt großenteils unklar, teilweise schlicht falsch. So erfolgte die Niederwerfung Galliens nicht erst in augusteischer Zeit (freilich wurde die römische Herrschaft tatsächlich erst kurz vor den Drususfeldzügen konsolidiert, deren wichtigstes Ziel die Sicherung Galliens war). Die Niederlage einer Legion im Jahr 11 v. Chr. ist frei erfunden. Vieles ist generell keiner bestimmten Zeit zuzuordnen, so wenn die Römer als eher undisziplinierte Grenzräuber geschildert werden. Die Umsiedlung der Sugambrer erfolgte bereits in augusteischer Zeit, nicht erst nach der Varusniederlage und den Germanicuszügen. Verglichen mit der ideologischen Befrachtung (dazu siehe im Folgenden) spielen Fehler wie "Lolius" (1, 8) oder die modernen Ortsnamen (Xanten, Saalburg, Zugmantel) nur eine geringe Rolle; man beachte, daß die Limeskastelle bereits in tiberische Zeit verlegt werden.

Wie für das Genre üblich, gibt es eine unkritische Verherrlichung der Germanen, die hier besondere Höhen erreicht. Adam-Kapperts Auffassung von den Germanen gehört in den Umkreis der "deutschen Vorgeschichte" eines Gustaf Kossinna. Deutlich wird dies auch im Nachwort der Sammelbandausgabe, in dem die Kulturhöhe der Germanen betont wird sowie die Bedeutung der Vorgeschichte für die Zukunft des deutschen Volkes.

Über weite Passagen läßt sich das Buch (das interessanterweise von keinem Verzeichnis historischer Romane erfaßt wird) eindeutig als nationalsozialistisch bezeichnen, so bei der Formung der Jugend:

"Albruna wußte, wer die Jugend führt, baut an der Zukunft des Volkes, denn die Jugend ist Saat und Ackerscholle zugleich; deshalb ging sie gern um mit dem aufwachsenden Jungvolk und formte die jungen Seelen wie bildsamen Lehm." (1, 62-63)

Auch die Rede Berthars mit ihrer Beschwörung von Führertum und Gehorsam besteht praktisch nur aus Sätzen, die NS-Parolen sein könnten (1, 74-75): "Gehorsam bringt Zucht! Nur einer darf herrschen, alle müssen dienend gehorchen!"; "Zielvoll, planvoll heran an den Feind! Denkt an die Pflicht der Ehre!"; "Nur pflichtgebunden bleiben wir frei!"; "Starke, feste Führerschaft bewährte sich immer in den Zeiten der Not!" und so weiter.

An weiteren zeitgenössischen Ausdrücken finden sich "Volksgenossen", "Volksgemeinschaft", "Volk ohne Raum". Auch die Blut-und-Boden-Ideologie und der Begriff der "Rassenreinheit" sind vertreten, ebenso die untergeordnete Rolle der Frau. Als ob das nicht genug wäre, gibt es auch noch Sätze wie folgende: "Und das Ziel mußte erreicht werden, mit allen Mitteln, auch mit unerlaubten; der Zweck heiligt die Mittel, so dachte man auch damals." (2, 61; Hervorhebung von mir, S. C.)

Bei all dem muß auch beachtet werden, daß zumindest die ersten beiden Teile Jahre vor der "Machtergreifung" geschrieben wurden, zudem bezeichnenderweise in Österreich. Um so enthüllender sind die Ausführungen im Vorwort der Erstausgabe von Ingomar (wohl 1925):

"Zum Geleite.

Stand im Mittelpunkte des ersten Teils meiner Arbeit die Wodanspriesterin und Seherin Albruna aus dem altgermanischen Stamm der Sugambrer, so behandelt der vorliegende zweite Teil vorherrschend das Einzelschicksal Ingomars, des nachmaligen Gatten der Albruna.

Diese Arbeit, ein echtes Bündnis zwischen Kulturgeschichte und Dichtkunst, will durch die Vorführung eines Volksfestes alte, längstvergessene Sitten und Gebräuche aufleben lassen, durch die Schilderung eines Gauthings Einblick in die germanische Rechtspflege bieten, vom trauten Glück des germanischen Hausfriedens erzählen und mitteilen, welch umfassende Maßnahmen unsere Altvorderen gegen die immer drohender anwachsende römische Gefahr bis zur entscheidenden Varusschlacht im Jahre 9 n. Chr. in die Wege geleitet haben. Erschütternd wirkt das Schicksal des Helden, der bei der Verteidigung der Heimat einer römischen Tücke zum Opfer fällt.

Der vornehmste Zweck des Buches ist aber, daß sich die deutsche Jugend von heute, das Kampfvolk von morgen, an den markigen Vorbildern aus der deutschen Vergangenheit erhebe, daß sie die Liebe zu Volk und Stamm vertiefe und verankere in ihrem Herzen, daß der Geist der Wehrhaftigkeit in ihre Reihen getragen werde und durch die frische Kraft der Erzählung die Begeisterung für alles Völkische wie ein Frühlingssturm durch die verlassenen Täler der deutschen Jugend jage. Wir wissen, daß der Kluge aus der Vergangenheit die nutzbringenden Lehren für die Gegenwart schöpft, um sie für das Heil der Zukunft zu verwerten. Es war darum mein ernstes Bemühen, durch eine lebenswarme Schilderung der Geschehnisse die Herzen der Leser, ob jung oder alt, zum Mitschwingen zu bringen und auf das völkische Empfinden einzustellen; denn heute, da das arme deutsche Volk in tiefer Not seufzt und aus tausend Wunden blutet, muß jeder [Hervorhebung im Original] mithelfen, alttreue Gesinnung in die neufalsche Zeit zu tragen, damit das kranke Deutschtum wieder gesunde, damit der alte Zauber der deutschen Seele wieder lebendig werde, damit wir uns wieder erlaben können an der Heimat frischem Erdruch, dem belebenden Atem der betauten Scholle, und wir nach unsäglichem Jammer im Wirbel des Sorgens und Schaffens wieder froh werden.

Wenn es mir durch diese anspruchslose Arbeit gelungen ist, die Herzen des deutschen Jungvolks zu entflammen und die glutende Lohe der Begeisterung für Freiheit, Volk und Vaterland, die kostbarsten aller Güter, die Gott der Menschenbrust geschenkt hat, zu entzünden, dann ist die Mühe meines Schaffens reich belohnt und dann will ich, solange ich Leben habe, der deutschen Jugend noch manches Schöne schenken, denn

Was vielen mißlingt, die Jugend wird's machen.
Dem Fenriswolf der Not aus dem Rachen
Zu reißen mutvoll Stück um Stück
Das grausam geraubte deutsche Glück;
Ihr Lichtsprossen Teuts! Seid frohen Mutes
Und kämpft mit dem Adel des Arminblutes
Ums deutsche Heil, bis ihr's ersiegt!
Voran den Reihen! Das Banner fliegt!

Graz.        Karl Adam-Kappert."

Der Schluß der Einzelausgabe von Ingomar erzählt von Arminius und der Varusschlacht und endet mit einem im Rückblick geradezu erschreckenden Wunschbild:

"Die deutsche Nachwelt preist Armin noch heute als den mutigen Befreier vom römischen Joche, schmückt Armin noch heute mit reichem, unverwelkbarem Ruhm. Auch heute schreit die völkische Not durch die deutschen Lande. Bis zum Himmel schreit sie. Nach Recht und Freiheit und Vergeltung. Und kein Retter will erscheinen. Auch heute seufzen tausende unserer Volksgenossen in fremdem Joch, in Schmach und Ketten.

Wann wird der Frühling der Befreiung kommen mit dem Sturm der Geister und der Herzen? Wann wird ein 'Armin' wiederkommen, bismarckstark und jahngetreu, das deutsche Volk aus der Niederung der Not zur goldenen Freiheit zurückzuführen? Säume nicht so lange, du erlösende Stunde, säume nicht so lange, du befreiender Tag! Erscheine!" (147, Schluß)